Traktats Logico-Suicidalis. die Selbsttötung - 8 Angebote vergleichen

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9783100096180 - Burger, Hermann: Tractatus logico-suicidalis. die Selbsttötung.
Burger, Hermann

Tractatus logico-suicidalis. die Selbsttötung. (1988)

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ISBN: 9783100096180 bzw. 3100096185, in Deutsch, 194 Seiten, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, gebundenes Buch, gebraucht, akzeptabler Zustand.

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Schutzumschlag an den Rändern stellenweise ein wenig berieben sowie mit leichten kleineren Knickspuren, Leineneinband tadellos, keine Anstreichungen oder Notizen, alles in allem gutes Exemplar. Wikipedia über den Verfasser: Hermann Burger (* 10. Juli 1942 in Menziken 28. Februar 1989 in Brunegg heimatberechtigt in Burg AG) war ein Schweizer Germanist und Schriftsteller. Hermann Burger verbrachte seine Kindheit in einem gutbürgerlichen Haus in Menziken. Der Vater war Versicherungsinspektor und Plastiker, die Mutter Hauswirtschaftslehrerin. Er hatte zwei jüngere Geschwister. Früh zeigten sich grosse künstlerische Talente, neben dem Schreiben und Malen auch im musikalischen Bereich als Jugendlicher spielte Burger in einer Jazz-Combo drei Instrumente. Nach Erwerb seiner Matur an der Alten Kantonsschule Aarau studierte er (während vier Semestern) Architektur, dann Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Nach seiner Promotion im Jahr 1973 bei Emil Staiger (mit einer Dissertation über Paul Celan) und seiner Habilitation (mit einer Studie zur Schweizer Gegenwartsliteratur) war er ab 1975 als Privatdozent für deutsche Literatur vorab an der ETH Zürich sowie als Feuilletonredaktor beim Aargauer Tagblatt tätig. Burger heiratete 1967 und hatte zwei Söhne. 1989 starb er durch Suizid. Hermann Burgers Interesse galt den Außenseitern der Gesellschaft, die er als Einzelgänger würdigt. Dieses Schicksal teilte Burger mit seinen Figuren sei es als musisch hoch talentiertes und gleichzeitig sehr sensibles Kind, das unter seiner als extrem kühl empfundenen Mutter-Beziehung litt, sei es als unter schweren Depressionen leidender Schriftsteller, für den Schreiben ein lebenserhaltender Prozess war. Schon in seinem Prosadebüt Bork verleiht der Autor allerdings noch in recht traditioneller Diktion den unterschiedlichsten Randexistenzen Stimmen. Bork, aus der titelgebenden Erzählung, ist im eigentlichen Sinne ein sprachloser Außenseiter, so dass hier nicht zufällig aus der Perspektive eines Icherzählers über ein Bork gerufenes Mündel berichtet wird, dessen Name seine unmittelbare Abstammung von einer Pappel bezeugen soll. Ganz anders verhält es sich dagegen mit der zentralen Figur aus dem Prosastück Der Büchernarr. Wenngleich auch hier der etwas andere Narr dessen Geschick es ist, nicht von den Büchern unterrichtet, sondern im wortwörtlichen Sinne von ihnen gefressen zu werden sein Schicksal nur gelegentlich in wörtlicher Rede dem eigentlichen Icherzähler dieser Kurzprosa selbst mitteilt, so verfügt diese Figur immerhin schon über Sprache, freilich nicht nur über eine und schon gar nicht über die eigene. Der Büchernarr droht zu ertrinken in Sprachen, die von druckerschwarzen Buchstaben archiviert wurden, um Erlebnisse, Einsichten und Ansichten von der Welt der immer Anderen zu archivieren. Als frühe Figur verfügt er immerhin anders als jene polyhistorisch gebildeten Käuze, die noch folgen werden, über eine Strategie gegen den mörderischen Bücherangriff auf seinen Leib und seine Seele: er schläft über ihnen sein mittels ihrer erworbenes totes Wissen ab. Man kann sagen, dass in dieser Figur des unglücklich und zugleich unglaublich gebildeten Büchernarrs die vielen wortreich scheiternden Einzelgänger aus Hermann Burgers späterer virtuos-artistischer Prosa vorgezeichnet sind. Seine schriftstellerische Arbeit vorrangig Prosa war von äußerst gewissenhaften Recherchen geprägt. So legte er, um die Erzählung Diabelli schreiben zu können, den magischen Eid ab, wobei ihn besonders die Tatsache faszinierte, dass er die Kunststücke des Zauberers Diabelli glaubwürdig beschreiben sollte, ohne den Eid zu brechen. Auf sprachlicher Ebene arbeitete Burger nicht minder professionell. Um seinen Stil zu bilden, schrieb er in jungen Jahren ganze Passagen von literarischen Werken (etwa von Thomas Mann) ab und füllte die vom Satzschema her unveränderten Sätze mit eigenen Inhalten. Die Figuren seiner Romane und Erzählungen versuchen also auf sprachlich virtuose, in inhaltliche Details verliebte Weise ihre Lebenssituation zumeist die eines kranken Menschen darzulegen. Adressat ist sehr oft eine höhere Instanz, so etwa die Inspektorenkonferenz in seinem 1976 erschienenen Romandebüt Schilten: Der Dorfschullehrer hätte der Konferenz über den Unterricht und das Fortkommen der Schulkinder zu berichten, erzählt aber stets mit enormer Sachkunde von Totenkult, Friedhöfen und Abdankungen. Geistige Vorbilder dieses Romanes sind Franz Kafka und Thomas Bernhard. Burger mischt bewusst Realität und Fiktion, und im Laufe seiner Arbeiten wird immer deutlicher, dass er im Wesentlichen über sich selbst, über sein eigenes Leiden schreibt. Mit Schilten entdeckt der Autor oder entdecken seine Texte im allmählichen Vollzug ihrer selbst durch mehrere Fassungen hindurch das Briefschema als zentrale Struktur, die das Scheitern in einer unglaublich reichen Sprache der einzelnen Protagonisten mitteilbar werden lässt. Der Lehrer Schildknecht aus diesem Roman eröffnet gleichsam eine lange Reihe von mit Sprachen so reich an Effekten und so farbenreich prunkvoll wie ein Feuerwerk begnadeten Stimmlosen. Diese Briefschreiber, die Anschreiben an möglicherweise gar nicht existente Empfänger in eckigen, kantigen und sehr langen Sätzen verfassen und im eigentlichen Sinne nie eine Antwort bekommen und so verflucht sind zum Monolog , haben zum Beispiel Namen wie Diabelli, alias Graziani, alias Mondelli, der von sich selbst in der nach ihm benannten Zauberergeschichte behauptet, er habe durch lauter Tricks hindurch sich selbst verloren, oder auch Ambros Umberer, der mittels etlicher Bibelzitate einen Generalweltkirchenratspräsidenten anschreibt und zwar in der Erzählung Der Schuß auf die Kanzel, die schon mit dem Titel eine Anspielung an jenen großen Schriftsteller aus der Schweiz bereithält, der die Novelle Der Schuß von der Kanzel verfasste. Das Schicksal dieser Figuren, das ihr Autor erfreulicherweise nicht teilte wenngleich ihm dies möglicherweise nicht bewusst war , lässt sich am ehesten mit dem Titel eines kleineren Beitrages von Hermann Burger umschreiben. Schon Schildknecht ist der Mann, der nur aus Wörtern besteht. Freilich schreibt er in einer Art über sich selbst und sein eigenes Leiden, die Vexierspiele aus Sätzen komponieren, die verunsichern, gerade dadurch, dass Fiktion und Faktizität hier Amalgame eingehen. Hermann Burger hat darüber hinaus sein Schreiben stets mit Reflexionen über das Schreiben versehen. So findet sich in dem Essayband Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben, hervorgegangen aus der Poetikvorlesung, die Hermann Burger an der Universität Frankfurt am Main hielt, nicht nur die weiter oben aufgeführte Feststellung, dass der junge Autor versuchte, wie die Maler Stile zu kopieren und deshalb ganze Seiten zu füllen trachtete wie ein Grass, ein Mann usw. Dort berichtet Burger auch von seiner beizeiten höchst erheiternden Technik, real Existentes und Erfundenes, das im Gestus real Existentem nachgebildet wurde, so miteinander zu verknüpfen, dass es nicht mehr leicht unterscheidbar ist. Genau diese Technik macht Burgers Prosa immer auch zu sprachphilosophischen und sprachspielerischen Experimenten, die nicht selten anzweifeln, dass man über sein eigenes Leiden wirklich angemessen nachdenken, gar schreiben kann. Denn die Sprache der anderen ist immer schon da, wenn das Individuum auf den Plan tritt, um seine eigene Sprache zu erobern. Nicht zufällig arbeitete Burger bei der Titelgebung seiner Poetikvorlesung wiederum mit einer Anspielung an einen großen Schriftsteller diesmal an Kleist und seinen Beitrag Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden. Da der Nachlass Hermann Burgers im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) in Bern archiviert wird, kann man heutzutage recherchieren, wie der Autor recherchierte und wie er gelegentlich der Wirklichkeit auch ein bisschen nachhalf, damit sie in den Dienst seiner Fiktion gestellt werden kann. Der 1982 erschienene Roman Die künstliche Mutter war seiner Frau gewidmet und trägt in der Erstausgabe die Widmung Für Anne Marie. 1988 erfolgte unter spektakulären Umständen ein Wechsel vom langjährigen Verleger S. Fischer zum Suhrkamp Verlag. Das letzte Werk Burgers, der Roman Brenner, zeigt einen Protagonisten, der in Zigarrenrauch gehüllt Burger war nicht nur Nachfahre von Zigarrenproduzenten, sondern selbst ein passionierter Zigarrenraucher das Leben Revue passieren lässt. Der erste Band hat exakt 25 Kapitel, der Anzahl Zigarren in einer Kiste entsprechend. Jedes Kapitel trägt den Markennamen einer bestimmten Zigarre. Im zweiten Kapitel wird der bevorstehende Suizid des Verfassers unmissverständlich angekündigt: Der rote Ferrari wird angeschafft, da Sparen, Geizen, Hamstern keinen Sinn mehr für einen Mann habe, dessen Zeit mit Sicherheit in Kürze ablaufen werde. Ebenso deutlich werden Burgers Ehescheidung und seine Trauer über den Kontaktabbruch zu seinen beiden Kindern thematisiert. Sein letzter Vermieter war der emeritierte Historiker Jean Rudolf von Salis (= Jérôme von Castelmur-Bondo in Brenner). Die letzten Lebensmonate und ein Résumé seines 46-jährigen Lebens sind in diesem Schlüsselroman mit gewaltiger Detailfreude und unter (verschlüsselter) Benennung aller wichtigen Personen seines Lebens beschrieben. Im ebenfalls 1988 (noch bei S. Fischer) erschienenen Tractatus logico-suicidalis in Anlehnung an Ludwig Wittgensteins bekannten Tractatus Logico-Philosophicus schrieb er 1046 Aphorismen über den Satz: Gegeben ist der Tod, bitte finden Sie die Lebensursache heraus. Dieses hermetische Werk wurde von der Kritik mit Sarkasmus bedacht und die Ernsthaftigkeit seiner Suizid-Ankündigung nicht verstanden. Parallelen zum Werk und zum angekündigten Suizid in Jean Amérys Buch Hand an sich legen, das Burger bekannt war, wurden erst nach seinem Tod von der Kritik gewürdigt und kommentiert. Sein früher Förderer, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, schrieb wenige Tage nach seinem Tod, am 3. März 1989, in einem Nachruf: Hermann Burger war ein Artist, der immer aufs Ganze ging, der sich nicht geschont hat. Er war ein Mensch mit einer grossen Sehnsucht nach dem Glück. Die deutsche Literatur hat einen ihrer originellsten Sprachkünstler verloren. Für Hermann Burger selbst war Schreiben in erster Linie eine Existenzform und nicht nur eine Tätigkeit, so führt er es in dem letzten, entsprechend betitelten Kapitel seiner Poetikvorlesung Schreiben als Existenzform an. Die Frage, die seine Prosa nicht aufhört zu stellen, bleibt: Wessen Existenzform ist das Schreiben? Ist es die des Autors, die seines (individuellen und oder kollektiven) Unbewussten, der Menschheit oder am Ende doch die Existenzform der Schrift, des Buches? In Bork findet sich eine Geschichte mit dem vielsagenden Titel Die Leser auf der Stör, die noch einmal die Ohnmacht des Individuums und die Macht der Bucharchive auf humorvolle Weise thematisiert. Dort kommt ein Berufsleser zu den Kunden nach Hause und liest für diese stellvertretend Hölderlin, Schiller, Novalis und natürlich Goethe. Für dessen Wilhelm Meister braucht der ausgebildete Profileser drei Stunden. Ziel aber ist, so heißt es auf der letzten Seite, daß die Bücher einander selber lesen. Die Literatur ist es, die fortwährend neue Literatur produziert, sie soll sie auch konsumieren. 1988, Leinen, leichte Gebrauchsspuren, circa 12 cm x 19,5 cm, 257g, Erstausgabe, 194, Internationaler Versand, Banküberweisung.
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9783100096180 - Burger, Hermann: Tractatus logico-suicidalis. die Selbsttötung.
Burger, Hermann

Tractatus logico-suicidalis. die Selbsttötung. (1988)

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Nach seiner Promotion im Jahr 1973 bei Emil Staiger (mit einer Dissertation über Paul Celan) und seiner Habilitation (mit einer Studie zur Schweizer Gegenwartsliteratur) war er ab 1975 als Privatdozent für deutsche Literatur vorab an der ETH Zürich sowie als Feuilletonredaktor beim Aargauer Tagblatt tätig. Burger heiratete 1967 und hatte zwei Söhne. 1989 starb er durch Suizid. Hermann Burgers Interesse galt den Außenseitern der Gesellschaft, die er als Einzelgänger würdigt. Dieses Schicksal teilte Burger mit seinen Figuren sei es als musisch hoch talentiertes und gleichzeitig sehr sensibles Kind, das unter seiner als extrem kühl empfundenen Mutter-Beziehung litt, sei es als unter schweren Depressionen leidender Schriftsteller, für den Schreiben ein lebenserhaltender Prozess war. Schon in seinem Prosadebüt Bork verleiht der Autor allerdings noch in recht traditioneller Diktion den unterschiedlichsten Randexistenzen Stimmen. Bork, aus der titelgebenden Erzählung, ist im eigentlichen Sinne ein sprachloser Außenseiter, so dass hier nicht zufällig aus der Perspektive eines Icherzählers über ein Bork gerufenes Mündel berichtet wird, dessen Name seine unmittelbare Abstammung von einer Pappel bezeugen soll. Ganz anders verhält es sich dagegen mit der zentralen Figur aus dem Prosastück Der Büchernarr. Wenngleich auch hier der etwas andere Narr dessen Geschick es ist, nicht von den Büchern unterrichtet, sondern im wortwörtlichen Sinne von ihnen gefressen zu werden sein Schicksal nur gelegentlich in wörtlicher Rede dem eigentlichen Icherzähler dieser Kurzprosa selbst mitteilt, so verfügt diese Figur immerhin schon über Sprache, freilich nicht nur über eine und schon gar nicht über die eigene. Der Büchernarr droht zu ertrinken in Sprachen, die von druckerschwarzen Buchstaben archiviert wurden, um Erlebnisse, Einsichten und Ansichten von der Welt der immer Anderen zu archivieren. Als frühe Figur verfügt er immerhin anders als jene polyhistorisch gebildeten Käuze, die noch folgen werden, über eine Strategie gegen den mörderischen Bücherangriff auf seinen Leib und seine Seele: er schläft über ihnen sein mittels ihrer erworbenes totes Wissen ab. Man kann sagen, dass in dieser Figur des unglücklich und zugleich unglaublich gebildeten Büchernarrs die vielen wortreich scheiternden Einzelgänger aus Hermann Burgers späterer virtuos-artistischer Prosa vorgezeichnet sind. Seine schriftstellerische Arbeit vorrangig Prosa war von äußerst gewissenhaften Recherchen geprägt. So legte er, um die Erzählung Diabelli schreiben zu können, den magischen Eid ab, wobei ihn besonders die Tatsache faszinierte, dass er die Kunststücke des Zauberers Diabelli glaubwürdig beschreiben sollte, ohne den Eid zu brechen. Auf sprachlicher Ebene arbeitete Burger nicht minder professionell. Um seinen Stil zu bilden, schrieb er in jungen Jahren ganze Passagen von literarischen Werken (etwa von Thomas Mann) ab und füllte die vom Satzschema her unveränderten Sätze mit eigenen Inhalten. Die Figuren seiner Romane und Erzählungen versuchen also auf sprachlich virtuose, in inhaltliche Details verliebte Weise ihre Lebenssituation zumeist die eines kranken Menschen darzulegen. Adressat ist sehr oft eine höhere Instanz, so etwa die Inspektorenkonferenz in seinem 1976 erschienenen Romandebüt Schilten: Der Dorfschullehrer hätte der Konferenz über den Unterricht und das Fortkommen der Schulkinder zu berichten, erzählt aber stets mit enormer Sachkunde von Totenkult, Friedhöfen und Abdankungen. Geistige Vorbilder dieses Romanes sind Franz Kafka und Thomas Bernhard. Burger mischt bewusst Realität und Fiktion, und im Laufe seiner Arbeiten wird immer deutlicher, dass er im Wesentlichen über sich selbst, über sein eigenes Leiden schreibt. Mit Schilten entdeckt der Autor oder entdecken seine Texte im allmählichen Vollzug ihrer selbst durch mehrere Fassungen hindurch das Briefschema als zentrale Struktur, die das Scheitern in einer unglaublich reichen Sprache der einzelnen Protagonisten mitteilbar werden lässt. Der Lehrer Schildknecht aus diesem Roman eröffnet gleichsam eine lange Reihe von mit Sprachen so reich an Effekten und so farbenreich prunkvoll wie ein Feuerwerk begnadeten Stimmlosen. Diese Briefschreiber, die Anschreiben an möglicherweise gar nicht existente Empfänger in eckigen, kantigen und sehr langen Sätzen verfassen und im eigentlichen Sinne nie eine Antwort bekommen und so verflucht sind zum Monolog , haben zum Beispiel Namen wie Diabelli, alias Graziani, alias Mondelli, der von sich selbst in der nach ihm benannten Zauberergeschichte behauptet, er habe durch lauter Tricks hindurch sich selbst verloren, oder auch Ambros Umberer, der mittels etlicher Bibelzitate einen Generalweltkirchenratspräsidenten anschreibt und zwar in der Erzählung Der Schuß auf die Kanzel, die schon mit dem Titel eine Anspielung an jenen großen Schriftsteller aus der Schweiz bereithält, der die Novelle Der Schuß von der Kanzel verfasste. Das Schicksal dieser Figuren, das ihr Autor erfreulicherweise nicht teilte wenngleich ihm dies möglicherweise nicht bewusst war , lässt sich am ehesten mit dem Titel eines kleineren Beitrages von Hermann Burger umschreiben. Schon Schildknecht ist der Mann, der nur aus Wörtern besteht. Freilich schreibt er in einer Art über sich selbst und sein eigenes Leiden, die Vexierspiele aus Sätzen komponieren, die verunsichern, gerade dadurch, dass Fiktion und Faktizität hier Amalgame eingehen. Hermann Burger hat darüber hinaus sein Schreiben stets mit Reflexionen über das Schreiben versehen. So findet sich in dem Essayband Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben, hervorgegangen aus der Poetikvorlesung, die Hermann Burger an der Universität Frankfurt am Main hielt, nicht nur die weiter oben aufgeführte Feststellung, dass der junge Autor versuchte, wie die Maler Stile zu kopieren und deshalb ganze Seiten zu füllen trachtete wie ein Grass, ein Mann usw. Dort berichtet Burger auch von seiner beizeiten höchst erheiternden Technik, real Existentes und Erfundenes, das im Gestus real Existentem nachgebildet wurde, so miteinander zu verknüpfen, dass es nicht mehr leicht unterscheidbar ist. Genau diese Technik macht Burgers Prosa immer auch zu sprachphilosophischen und sprachspielerischen Experimenten, die nicht selten anzweifeln, dass man über sein eigenes Leiden wirklich angemessen nachdenken, gar schreiben kann. Denn die Sprache der anderen ist immer schon da, wenn das Individuum auf den Plan tritt, um seine eigene Sprache zu erobern. Nicht zufällig arbeitete Burger bei der Titelgebung seiner Poetikvorlesung wiederum mit einer Anspielung an einen großen Schriftsteller diesmal an Kleist und seinen Beitrag Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden. Da der Nachlass Hermann Burgers im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) in Bern archiviert wird, kann man heutzutage recherchieren, wie der Autor recherchierte und wie er gelegentlich der Wirklichkeit auch ein bisschen nachhalf, damit sie in den Dienst seiner Fiktion gestellt werden kann. Der 1982 erschienene Roman Die künstliche Mutter war seiner Frau gewidmet und trägt in der Erstausgabe die Widmung Für Anne Marie. 1988 erfolgte unter spektakulären Umständen ein Wechsel vom langjährigen Verleger S. Fischer zum Suhrkamp Verlag. Das letzte Werk Burgers, der Roman Brenner, zeigt einen Protagonisten, der in Zigarrenrauch gehüllt Burger war nicht nur Nachfahre von Zigarrenproduzenten, sondern selbst ein passionierter Zigarrenraucher das Leben Revue passieren lässt. Der erste Band hat exakt 25 Kapitel, der Anzahl Zigarren in einer Kiste entsprechend. Jedes Kapitel trägt den Markennamen einer bestimmten Zigarre. Im zweiten Kapitel wird der bevorstehende Suizid des Verfassers unmissverständlich angekündigt: Der rote Ferrari wird angeschafft, da Sparen, Geizen, Hamstern keinen Sinn mehr für einen Mann habe, dessen Zeit mit Sicherheit in Kürze ablaufen werde. Ebenso deutlich werden Burgers Ehescheidung und seine Trauer über den Kontaktabbruch zu seinen beiden Kindern thematisiert. Sein letzter Vermieter war der emeritierte Historiker Jean Rudolf von Salis (= Jérôme von Castelmur-Bondo in Brenner). Die letzten Lebensmonate und ein Résumé seines 46-jährigen Lebens sind in diesem Schlüsselroman mit gewaltiger Detailfreude und unter (verschlüsselter) Benennung aller wichtigen Personen seines Lebens beschrieben. Im ebenfalls 1988 (noch bei S. Fischer) erschienenen Tractatus logico-suicidalis in Anlehnung an Ludwig Wittgensteins bekannten Tractatus Logico-Philosophicus schrieb er 1046 Aphorismen über den Satz: Gegeben ist der Tod, bitte finden Sie die Lebensursache heraus. Dieses hermetische Werk wurde von der Kritik mit Sarkasmus bedacht und die Ernsthaftigkeit seiner Suizid-Ankündigung nicht verstanden. Parallelen zum Werk und zum angekündigten Suizid in Jean Amérys Buch Hand an sich legen, das Burger bekannt war, wurden erst nach seinem Tod von der Kritik gewürdigt und kommentiert. Sein früher Förderer, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, schrieb wenige Tage nach seinem Tod, am 3. März 1989, in einem Nachruf: Hermann Burger war ein Artist, der immer aufs Ganze ging, der sich nicht geschont hat. Er war ein Mensch mit einer grossen Sehnsucht nach dem Glück. Die deutsche Literatur hat einen ihrer originellsten Sprachkünstler verloren. Für Hermann Burger selbst war Schreiben in erster Linie eine Existenzform und nicht nur eine Tätigkeit, so führt er es in dem letzten, entsprechend betitelten Kapitel seiner Poetikvorlesung Schreiben als Existenzform an. Die Frage, die seine Prosa nicht aufhört zu stellen, bleibt: Wessen Existenzform ist das Schreiben? Ist es die des Autors, die seines (individuellen und oder kollektiven) Unbewussten, der Menschheit oder am Ende doch die Existenzform der Schrift, des Buches? In Bork findet sich eine Geschichte mit dem vielsagenden Titel Die Leser auf der Stör, die noch einmal die Ohnmacht des Individuums und die Macht der Bucharchive auf humorvolle Weise thematisiert. Dort kommt ein Berufsleser zu den Kunden nach Hause und liest für diese stellvertretend Hölderlin, Schiller, Novalis und natürlich Goethe. Für dessen Wilhelm Meister braucht der ausgebildete Profileser drei Stunden. Ziel aber ist, so heißt es auf der letzten Seite, daß die Bücher einander selber lesen. Die Literatur ist es, die fortwährend neue Literatur produziert, sie soll sie auch konsumieren. 1988, Leinen, leichte Gebrauchsspuren, circa 12 cm x 19,5 cm, 257g, Erstausgabe, 194, Internationaler Versand, Banküberweisung.
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3100096185 - Burger, Hermann: Tractatus logico-suicidalis (Signiert, Widmungsexemplar für Ulla Berkéwicz?)
Symbolbild
Burger, Hermann

Tractatus logico-suicidalis (Signiert, Widmungsexemplar für Ulla Berkéwicz?) (1988)

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ISBN: 3100096185 bzw. 9783100096180, in Deutsch, 195 Seiten, Fischer, S, Frankfurt/M. gebundenes Buch, gebraucht, schlechter Zustand, signiert, Erstausgabe.

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Von Privat, fremmert, [3259128].
Von Burger signiert und mit einer langen persönlichen Widmung versehen (adressiert an "Ulla", möglicherweise ist damit aufgrund des Widmungstextes Ulla Berkéwicz gemeint). Datiert wenige Monate vor Burgers Selbstmord. Zustand: Sehr gut bis gut. Schutzumschlag stärker angegriffen und mit Altersspuren, stellenweise etwas rissig, aber insgesamt noch sehr ordentlich. Widmung auf fliegendem Vorsatzblatt. Im Text durchgängig Anstreichungen und persönliche Notizen mit Bleistift. Papier leicht nachgedunkelt. Ansonsten tadellos. 1988, Hardcover/gebunden, deutliche Gebrauchsspuren, 300g, 1. 195, Internationaler Versand, Banküberweisung.
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9783100096180 - Burger, Hermann (Verfasser): Tractatus logico-suicidalis : d. Selbsttötung.
Burger, Hermann (Verfasser)

Tractatus logico-suicidalis : d. Selbsttötung. (1988)

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ISBN: 9783100096180 bzw. 3100096185, in Deutsch, Frankfurt am Main : S. Fischer, gebraucht.

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194 S. 20 cm Gewebe Nur äusserlich leicht gebrauchsspurig, innen sehr guter Zustand___ Original Leineneinband mit SU___ Schutzumschlag leicht gebrauchsspurig___ Sauberes Exemplar___ ____Zustand siehe Bilder weitere Bilder/Infos gern auf Anfrage____Die von uns Angebotenen Bücher kommen aus Nichtraucherhashalten und sind, wenn nicht anders beschrieben, mit normalen Gebrauchsspuren____ Versicherter Versand mit Sendungsnummer Ihr Buchregal, 1988. gebraucht gut, 238g, Internationaler Versand, PayPal, Banküberweisung.
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9783100096180 - burger, hermann: tractatus logico-suicidalis. die selbsttötung. 1. auflage, erstausgabe
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burger, hermann

tractatus logico-suicidalis. die selbsttötung. 1. auflage, erstausgabe (1988)

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1. auflage, erstausgabe oktav. hardcover /D1215 sehr gutes exemplar. ungelesen, gebundene ausgabe, grünes leinen mit rotem rückentitelschild, schutzumschlag; 194 seiten; einband von g. lachenmaier, umschlagvon buchholz/hinsch/walch;einband an obererkanteminimallichtgebleicht,ebenso über einenstreifen voneinem zentimeter der schutzumschlag, dieser mit einer kleinen läsur Versand D: 3,00 EUR, Angelegt am: 23.02.2018.
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9783100096180 - burger, hermann: tractatus logico-suicidalis. die selbsttötung. 1. auflage, erstausgabe
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burger, hermann

tractatus logico-suicidalis. die selbsttötung. 1. auflage, erstausgabe (1988)

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9783100096180 - Burger, Hermann: Tractatus logico - suicidalis. die Selbsttötung
Burger, Hermann

Tractatus logico - suicidalis. die Selbsttötung (1994)

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ISBN: 9783100096180 bzw. 3100096185, in Deutsch, 194 Seiten, Fischer S. Verlag GmbH, gebundenes Buch, gebraucht, akzeptabler Zustand, Erstausgabe.

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Fischer S. Verlag GmbH, Gebundene Ausgabe, Ausgabe: 1. Publiziert: 1994-07-01T00:00:01Z, Produktgruppe: Buch, Verkaufsrang: 135.
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9783100096180 - Burger, Hermann: Tractatus logico - suicidalis. die Selbsttötung
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Tractatus logico - suicidalis. die Selbsttötung (1994)

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Fischer S. Verlag GmbH, Gebundene Ausgabe, Ausgabe: 1. Publiziert: 1994-07-01T00:00:01Z, Produktgruppe: Buch, Verkaufsrang: 80.
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