Öffentlichkeit. Geschichte eines kritischen Begriffs.
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Ein Mensch hat keine Chance gegen Killerhunde, doch "die Öffentlichkeit" kann sie leicht erledigen. Wir gehören zu ihr -- doch hören, sehen oder greifen können wir sie nicht. Aber vielleicht be-greifen; indem wir uns einen Begriff machen: "Öffentlichkeit ist eine Instanz, die über die Taten der Lebenden und Toten urteilt und daher als eine Art Gerichtshof funktioniert." Eine der ersten Begriffsbestimmungen, 1699, von Charles Dufresne-Rivière. Der Herausgeber des Mercure galante hat damals gespürt, wie aus den Zuschauern der Antike (dem "Publikum") Handelnde (die "Öffentlichkeit") wurden. 1699 waren das nur Höflinge, Beamte, Reiche. Doch danach erwuchs die Macht der "force majorité", was nicht umsonst nach "force majeure" klingt: höhere Gewalt. Die traf zuerst die Künstler, die ihren handzahmen Mäzenen nachtrauerten. "Das einzige Verhältnis gegen das Publikum, das einen nicht reuen kann, ist der Krieg", schrieb Schiller 1799 an Goethe. Aufsätze mit Titeln wie "Anklagung des verderbten Geschmackes" machten die intellektuelle Runde. Arroganz hilft aber kaum gegen "die Öffentlichkeit", die Welten bewegt, sogar Diktatoren Feuer macht und damit auch den Liberalismus entflammte. Denn das öffentliche Schwert schneidet tief. In seinem Geniestreich "De la Démocratie en Amerique" stellt Tocqueville 1835 fest: Ein Diktator kann zwar Taten kontrollieren, aber die "tyrannie de la majorité" ist stärker -- und schlimmer --, weil sie auch die Gedanken kontrolliert. Nein, Öffentlichkeit kann gar nicht revolutionär sein, weil sie "liberalkapitalistisch" ist, sagte Adorno ein Jahrhundert später. Und als Habermas den Begriff "Öffentlichkeit" in Deutschland einführte (1962), brachte er gleich den Begriff "Konsum" mit. Was die kritische Öffentlichkeit ermöglichte, die Industrialisierung, führe zu einer Kulturindustrie: Leser, Hörer, Zuschauer seien keine "rationalen Handlungsträger" mehr. Nur "Knotenpunkte vorbewusster Instinkte". Für solche Leser ist dieses informationsdichte Fachbuch jedoch nicht geschrieben, obwohl seine netto 128 Seiten (50 Seiten Bibliografie) vergleichsweise leicht lesbar sind. Angesiedelt zwischen Soziologie, Geschichte und Literaturwissenschaft, eben in der Forschungsrichtung "cultural studies", für die auch Herausgeber Hohendahl steht. Was den Begriff heute betrifft, so klingen die Rapper "Public Enemy" an. Der Bandname markiere einen gegenwärtigen Begriff von Öffentlichkeit: "faschistoider Anwalt des Immergleichen, der besonders Minderheiten ständig bedroht". Vielleicht markieren diese Worte, was uns die "Öffentlichkeit" in jedem Falle brachte: ewige Kritik am "verderbten Geschmacke" der Majorité. --Frank Rosenbauer , Taschenbuch, Label: Metzler, Metzler, Produktgruppe: Book, Publiziert: 2000-09, Studio: Metzler, Verkaufsrang: 1353808.

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Die historische Analyse zum Begriff Öffentlichkeit. Hohendahl veröffentlicht einen Lern- und Arbeitsband, der die international gewachsene Bedeutung des Begriffs Öffentlichkeit historisch und aktuell umreißt. Dabei werden die Entstehung moderner Öffentlichkeit und des modernen Publikums, das klassische liberale Modell von Öffentlichkeit, die moderne Öffentlichkeit und die Erfahrungen von Öffentlichkeit im Zeichen der Postmoderne als wichtige Stufen dargestellt. Soft cover.

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