Die neuen Abenteuer der schönen Helena : Märchen für Erwachsene. Petruschewskaja. Aus dem Russ. von Antje Leetz, Piper ; 2785
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Die neuen Abenteuer der Schönen Helena * Russische Erzählungen
DE PB US
ISBN: 9783492227858 bzw. 3492227856, in Deutsch, Piper, Taschenbuch, gebraucht.
fina44, [3981208].
Kaum eine russische Autorin hat die spät- und postsowjetische Gesellschaft so schonungslos durchleuchtet wie die 1938 geborene Ljudmila Petruschewskaja. In ihrem Roman Meine Zeit ist die Nacht (dt. 1991), dessen Untertitel Aufzeichnungen auf der Tischkante ebenso auf Dostojewski anspielt wie sein Inhalt, der desaströse Zerfall einer Moskauer Familie, in ihren Theaterstücken und lakonischen Erzählungen (zuletzt Auf Gott Amors Pfaden, dt. 1994) legt Petruschewskaja individuelle Tragödien bloss, die auf ein umfassendes soziales Malaise verweisen. Die Bitterkeit ihrer Werke lässt keinen Zweifel am katastrophalen Befund.Um so erstaunlicher, dass sich Petruschewskaja in jüngster Zeit dem Genre des Märchens zugewandt hat, dem sie neben grausamen Seiten auch viel Schalkhaftes und Liebenswertes abzugewinnen weiss. Nach der Sammlung Der Mann, der wie eine Rose roch (dt. 1993) erschien nun in der gelungenen Übersetzung von Antje Leetz der Band Die neuen Abenteuer der Schönen Helena, mit fünfzehn hinreissend klugen und witzigen Märchen für Erwachsene. Es sind Märchen von heute, die gleichwohl an alte Traditionen und Stoffe anknüpfen: Zauberer treffen hier auf mafiose Milliardäre, Königinnen auf vergrämte Hausfrauen, Durchschnittsbürger auf die Schöne Helena. Alles geht temporeich drunter und drüber, und was als Moral aus den Geschichten springt, ist verblüffend weise, ohne immer happy, ja auch nur gerecht zu sein.Phantasievoll weidet Petruschewskaja das Menschlich-Allzumenschliche aus, nimmt Rachsucht und Eitelkeit, Stolz und Geldgier aufs Korn, während sie der Dummheit hübsche Triumphe gewährt und der Naivität manches verzeiht. Nicht verkehrt lässt sie die Welt erscheinen, bloss heilsam verschoben, so wie sie die Erwartung des Lesers, der Pointen antizipiert, oft gründlich täuscht. Königin Lear (aus dem gleichnamigen Märchen) setzt ihre Krone ab, übergibt sie ihrem Sohn, baut sich neben dem Königspalast ein Haus, wofür achtzig neue Makkaronikartons draufgingen, sucht sich das Mobiliar im Müll zusammen und startet ein neues Leben. Abgetakelt, bewehrt einzig mit einem Zauber(kredit)kärtchen, marschiert sie zu Fuss durch die Strassen der Stadt, unerkannt und ungekämmt. Bei einem Friseur lässt sie sich kahlscheren, in Warenhäusern neu einkleiden, eine flotte Diebin aus Unerfahrenheit im Umgang mit der Normalität. Das Abenteuer gipfelt, als sie mit ihrer Enkelin Alice zur Japanerin mutiert. In fernöstlicher Kostümierung landet die ausgeflippte Altkönigin schliesslich vor dem Palasttor, wo ein eingeschüchterter Buschauffeur sie absetzt. So lustig hat die herrische Dame noch nie gelebt, und so munter sind Verhaltenscodes noch selten aufeinandergeprallt wie in dieser Geschichte von Ljudmila Petruschewskaja.Dass die Schöne Helena (in der Titelerzählung) ihre Verführungskraft nicht ausüben kann und keine Kriege anzettelt, geht auf das Geschick eines Zauberers zurück, welcher der eitlen Schaumgeborenen ein Spiegelchen zuspielt, das sie unsichtbar macht. Mit leichter Geste demontiert Petruschewskaja Mythen und Sagen, gibt ihnen durch einen kecken Dreh ein neues Gesicht. Im Reich der Zauberbrillen und redenden Samoware, der hellstrahlenden Königskinder und magischen Flaumfederchen ist sie die Oberhexenmeisterin, die wundersam bezirzt. Ihre Kunst besteht darin, uns gnadenlos zu entlarven, während sie uns restlos beglückt. Das macht ihr keiner so schnell nach.(Ilma Rakusa)Tb, Stempel am Buchschnitt, sonst alles in bester Ordnung.Bitte schaut, um Porto zu sparen, auch in meine anderen Angebote. Ich habe noch viele russische AutorInnen, darunter auch einige im Original. Taschenbuch.
Kaum eine russische Autorin hat die spät- und postsowjetische Gesellschaft so schonungslos durchleuchtet wie die 1938 geborene Ljudmila Petruschewskaja. In ihrem Roman Meine Zeit ist die Nacht (dt. 1991), dessen Untertitel Aufzeichnungen auf der Tischkante ebenso auf Dostojewski anspielt wie sein Inhalt, der desaströse Zerfall einer Moskauer Familie, in ihren Theaterstücken und lakonischen Erzählungen (zuletzt Auf Gott Amors Pfaden, dt. 1994) legt Petruschewskaja individuelle Tragödien bloss, die auf ein umfassendes soziales Malaise verweisen. Die Bitterkeit ihrer Werke lässt keinen Zweifel am katastrophalen Befund.Um so erstaunlicher, dass sich Petruschewskaja in jüngster Zeit dem Genre des Märchens zugewandt hat, dem sie neben grausamen Seiten auch viel Schalkhaftes und Liebenswertes abzugewinnen weiss. Nach der Sammlung Der Mann, der wie eine Rose roch (dt. 1993) erschien nun in der gelungenen Übersetzung von Antje Leetz der Band Die neuen Abenteuer der Schönen Helena, mit fünfzehn hinreissend klugen und witzigen Märchen für Erwachsene. Es sind Märchen von heute, die gleichwohl an alte Traditionen und Stoffe anknüpfen: Zauberer treffen hier auf mafiose Milliardäre, Königinnen auf vergrämte Hausfrauen, Durchschnittsbürger auf die Schöne Helena. Alles geht temporeich drunter und drüber, und was als Moral aus den Geschichten springt, ist verblüffend weise, ohne immer happy, ja auch nur gerecht zu sein.Phantasievoll weidet Petruschewskaja das Menschlich-Allzumenschliche aus, nimmt Rachsucht und Eitelkeit, Stolz und Geldgier aufs Korn, während sie der Dummheit hübsche Triumphe gewährt und der Naivität manches verzeiht. Nicht verkehrt lässt sie die Welt erscheinen, bloss heilsam verschoben, so wie sie die Erwartung des Lesers, der Pointen antizipiert, oft gründlich täuscht. Königin Lear (aus dem gleichnamigen Märchen) setzt ihre Krone ab, übergibt sie ihrem Sohn, baut sich neben dem Königspalast ein Haus, wofür achtzig neue Makkaronikartons draufgingen, sucht sich das Mobiliar im Müll zusammen und startet ein neues Leben. Abgetakelt, bewehrt einzig mit einem Zauber(kredit)kärtchen, marschiert sie zu Fuss durch die Strassen der Stadt, unerkannt und ungekämmt. Bei einem Friseur lässt sie sich kahlscheren, in Warenhäusern neu einkleiden, eine flotte Diebin aus Unerfahrenheit im Umgang mit der Normalität. Das Abenteuer gipfelt, als sie mit ihrer Enkelin Alice zur Japanerin mutiert. In fernöstlicher Kostümierung landet die ausgeflippte Altkönigin schliesslich vor dem Palasttor, wo ein eingeschüchterter Buschauffeur sie absetzt. So lustig hat die herrische Dame noch nie gelebt, und so munter sind Verhaltenscodes noch selten aufeinandergeprallt wie in dieser Geschichte von Ljudmila Petruschewskaja.Dass die Schöne Helena (in der Titelerzählung) ihre Verführungskraft nicht ausüben kann und keine Kriege anzettelt, geht auf das Geschick eines Zauberers zurück, welcher der eitlen Schaumgeborenen ein Spiegelchen zuspielt, das sie unsichtbar macht. Mit leichter Geste demontiert Petruschewskaja Mythen und Sagen, gibt ihnen durch einen kecken Dreh ein neues Gesicht. Im Reich der Zauberbrillen und redenden Samoware, der hellstrahlenden Königskinder und magischen Flaumfederchen ist sie die Oberhexenmeisterin, die wundersam bezirzt. Ihre Kunst besteht darin, uns gnadenlos zu entlarven, während sie uns restlos beglückt. Das macht ihr keiner so schnell nach.(Ilma Rakusa)Tb, Stempel am Buchschnitt, sonst alles in bester Ordnung.Bitte schaut, um Porto zu sparen, auch in meine anderen Angebote. Ich habe noch viele russische AutorInnen, darunter auch einige im Original. Taschenbuch.
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