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Linda Polman

Die Mitleidsindustrie - Hinter den Kulissen internationaler Hilfsorganisationen

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Die Mitleidsindustrie: Aktueller könnte das Thema kaum sein. Wenn Hilfsorganisationen zum Spenden auffordern, folgen wir ihrem Ruf nur allzu bereitwillig. Rund 2 Millionen Euro spenden allein die Deutschen jedes Jahr. Doch wissen wir immer, was mit diesem Geld geschieht Bewirkt es wirklich, was wir damit bezwecken Wie entscheiden humanitäre Helfer, wer wie viel Hilfe bekommt Kann Nothilfe in einem Kriegsgebiet überhaupt neutral sein oder verlängert sie nicht automatisch den Konflikt und damit die Gewalt Noch immer gilt es als ethisch nicht korrekt, Hilfsorganisationen kritische Fragen zu stellen. Schließlich handeln sie doch zumeist mit besten Absichten. Doch eine Diskussion darüber ist mehr als überfällig. Nach wie vor fehlt es der humanitären Gemeinschaft an einer Übereinstimmung über Definitionen und Grundsätze. Ein System, um Leistungen zu verfolgen und zu analysieren, existiert nicht. Die erfahrene Journalistin Linda Polman kennt die Krisenherde der letzten vier Jahrzehnte aus eigenem Erleben und wei?, dass humanitäre Hilfe voller Widerspräche steckt. Ein schonungsloses, offenes und im besten Sinne verstörendes Buch mit dem leidenschaftlichen Aufruf zu einer längst überfälligen Debatte über die Verwendung von Hilfsgeldern. Ebook.
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Die Mitleidsindustrie: Aktueller könnte das Thema kaum sein. Wenn Hilfsorganisationen zum Spenden auffordern, folgen wir ihrem Ruf nur allzu bereitwillig. Rund 2 Millionen Euro spenden allein die Deutschen jedes Jahr. Doch wissen wir immer, was mit diesem Geld geschieht Bewirkt es wirklich, was wir damit bezwecken Wie entscheiden humanitäre Helfer, wer wie viel Hilfe bekommt Kann Nothilfe in einem Kriegsgebiet überhaupt neutral sein oder verlängert sie nicht automatisch den Konflikt und damit die Gewalt Noch immer gilt es als ethisch nicht korrekt, Hilfsorganisationen kritische Fragen zu stellen. Schließlich handeln sie doch zumeist mit besten Absichten. Doch eine Diskussion darüber ist mehr als überfällig. Nach wie vor fehlt es der humanitären Gemeinschaft an einer Übereinstimmung über Definitionen und Grundsätze. Ein System, um Leistungen zu verfolgen und zu analysieren, existiert nicht. Die erfahrene Journalistin Linda Polman kennt die Krisenherde der letzten vier Jahrzehnte aus eigenem Erleben und wei?, dass humanitäre Hilfe voller Widerspräche steckt.Ein schonungsloses, offenes und im besten Sinne verstörendes Buch mit dem leidenschaftlichen Aufruf zu einer längst überfälligen Debatte über die Verwendung von Hilfsgeldern. Ebook.
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Über die Auswirkung ihrer Arbeit können die MONGOs keine Auskunft geben, weil sie selbst keine Untersuchungen darüber anstellen, sagt Dr. Lau Schulpen vom Centre for International Development Issues (Cidin) der Radbout Universität in Nimwegen. Er untersucht die Effektivität privater Initiativen (in Ghana und Malawi) und denkt, dass gegen die Behauptung, sie würden effizienter arbeiten als die etablierten Organisationen, vieles einzuwenden ist. Verantwortung für ihre Tätigkeit legen sie vor allem durch Infobriefe ab, in denen mitgeteilt wird, wie es einer bestimmten Person geht, wer mit wem gesprochen hat. Doch es wird nicht mitgeteilt, was die Aktivität nun wirklich für die Zielgruppe bedeutet hat.Die Welt der "Do-it-yourself-Hilfe" atmet noch ganz den Geist der Patres alter Zeiten. Religiöse MONGOs, vor allem amerikanische, sind der am schnellsten wachsende Zweig der Hilfsindustrie. In Afghanistan verteilten sie Bibeln und Mahlzeiten, bis die muslimische Regierung dem ein Ende machte. "Im Flugzeug von Nairobi nach Khartum im Sudan saß ich neben einem Club christlicher amerikanischer Hippies mit Gitarren. Sie hatten von ihrer Kirche Geld bekommen, um in Darfur drei Wochen lang ›Hoffnung‹ zu verbreiten", erzählte mir der Mitarbeiter einer norwegischen NGO im Sudan.In Hütten, Schulgebäuden und auf Dorfplätzen anderer afrikanischer Krisenländer gründeten religiöse MONGOs am laufenden Band Born-Again-Kirchen, und selbsternannte Propheten der Pfingstgemeinden und Baptisten aus dem amerikanischen bible belt rannten sich in Westafrika fast über den Haufen, um ihren Anteil am moralischen Post-Bellum-Wiederaufbau in Liberia und Sierra Leone zu liefern. Für das Anmieten des Fußballstadions im sierra-leonischen Freetown musste sogar eine Warteliste angelegt werden: Eine Travelling Salvation Show nach der anderen fand hier statt. Die lokale Bevölkerung war durchaus offen für die Vorstellungen. Religiös bis in die Fußspitzen, strömten sie zu Zehntausenden hin, mehrere Male in der Woche, wenn sie sich das Eintrittsgeld leisten konnten."Warum das Evangelium in ein Land bringen, das schon zu 100 Prozent religiös ist?", fragte ich den Prediger Billy Bob, einen munteren Fünfziger, der aus Texas nach Afrika gekommen war."Weil die Afrikaner noch immer nicht begreifen, dass Gott es nicht gut findet, wenn man sich gegenseitig den Schädel einschlägt", lautete die überzeugte Antwort.Mercy ships, eine kleine Flotte von zu Hospitalschiffen umgerüsteten alten Kreuzfahrtschiffen eines religiösen Führers aus Texas, bringen hope and healing in Kriegsgebiete. Ich klettere an Bord, als ein mercy ship im Hafen von Freetown anlegt. Die First Class-Rezeption hat noch goldumrandete Türen und Marmorböden. Nur den Menschen, die einfache Operationen mit wenig Nachsorge brauchen, wie bei Star, Schielen und Hasenscharte, können die zu Schiff fahrenden Ärzte helfen. Wenn die Patienten aus der Narkose aufwachen, geht die Behandlung weiter: An allen strategischen Punkten im Aufwachraum wird nonstop über Monitore ein Film über das Leben Jesu gezeigt. Synchronisiert in Dutzenden von Sprachen und Dialekten, von Urdu bis Mandarin gehört The Life of Jesus zum Gepäck der Evangelisten. An Bord läuft heute die Version in der Sprache des Mende-Volks; als die Ärzte in einem der Betten aber einen Temne-Patienten entdecken, schieben sie unerbittlich sofort eine für ihn verständliche Edition in den Videoapparat."So wie wir würde Gott es auch machen", meint einer der Chirurgen. Einige muslimische Patienten bekehren sich noch im Bett, während sie an der Infusion hängen, fügt er hinzu.Das vom Tsunami und einem Aufstand heimgesuchte muslimische Aceh wurde ebenfalls von MONGOs bedrängt. Dort operierten außer protestantischen und katholischen auch mormonische MONGOs, und Scientology schickte Freiwillige in knallgelben T-Shirts, um mind-over-matter-Heilpraktiken an Überlebenden anzuwenden. Dutzende westliche Ärzte zogen einzeln in Mietwagen mit Erste-Hilfe-Koffern auf dem Rücksitz von einem überschwemmten Dorf zum nächsten. Einwohner von Aceh erzählten, sie seien zum Teil dreimal untersucht worden, immer wieder von einem anderen Arzt, der nichts von dem wusste, was der vorige gesagt oder verschrieben hatte. Viele MONGO-Ärzte leisteten gute Arbeit, doch manche stellten falsche Diagnosen, weil sie die landestypischen Krankheiten und Parasiten nicht kannten.Heimatlose in Sierra Leone bekamen Besuch von Feed My Lambs. Gründer und Direktor dieser MONGO war Lonny Houk, ein pensionierter Verwaltungsbeamter aus Kansas. Seine Mission: Krieg, Hunger oder Aids. Dorthin gehen, wo menschliches Leid chronisch ist, um zu tun, was Jesus auch tun würde. Gern erzählt er seine Geschichte. Bei seiner Pensionierung 1995 hatte er alles, was er brauchte, außer einem Ziel in seinem Leben."Da dachte ich an Jesus. ›Liebst du mich?‹, fragte Jesus Petrus. ›Ja, Herr‹, sagte Petrus, ›du weißt, dass ich dich lieb habe.‹ Und Jesus sagte zu ihm: ›Weide meine Lämmer‹."Als Houk in der Zeitung von dem Krieg in Sierra Leone las, ließ er im Familien- und Freundeskreis den Hut herumgehen und flog nach Freetown. Als ich ihm begegnete, war er bereits zum dritten Mal dort. Stolz zeigte er einen Stapel Zeitungsausschnitte aus dem Kansas City Star. In einer sechsteiligen Fortsetzungsstory berichtete die Zeitung von einer früheren Mission. Das Team reiste mit einem Touristenvisum. "Die Gefühle zurücklassen und dort nicht nachdenken", hatte Houks letzte Instruktion gelautet, bevor sie aufbrachen.Operieren, Beten, Essen, wieder Beten, Schlafen, Aufstehen, Beten und wieder Operieren, Beten und wieder Operieren, Dutzende Menschen hintereinander. Das Team hatte für dieses Land nur eine Woche geplant und musste von Freetown aus noch nach Bo, hinter der Front, denn auch dort brauchten Menschen Hilfe."High vom Adrenalin eilt Teamleiter Houk durchs überfüllte Flüchtlingslager, den Zustand der Hunderten von Kriegsopfern in wenigen Sekunden beurteilend. Wer wird sterben, wenn er nicht jetzt sofort operiert wird? Wer kann ohne Operation noch weiterleben?" Ich las den Bericht mit wachsendem Erstaunen. Der Artikel teilte nicht mit, wer oder was den pensionierten Verwaltungsbeamten qualifizierte, Diagnosen zu stellen, und dann auch noch in wenigen Sekunden.Ich las weiter: "Über einen Patienten gebeugt, der in Narkose auf einem zum Operationstisch umfunktionierten Küchentisch lag, erfasste Houk auf einmal die Komik der Situation. ›Es fällt mir jetzt erst auf‹, prustete er los, ›Ein Haufen wildfremder Weißer kommt in dein Lager gerannt, spricht deine Sprache nicht und verpasst dir eine Betäubung. Als wir ihn auf die Liege legten, muss er gedacht haben, dass er von außerirdischen Wesen entführt wurde!‹"Der Team-Chirurg kürzte inzwischen mit etwas, das einer Laubsäge glich - einem Eisendraht zwischen zwei Griffen - einen Beinstumpf des Patienten. Weißer Knochenkalk wirbelte auf, bis die Säge durch war. In Bo, Sierra Leones zweitgrößter Stadt, einige Autostunden von Freetown entfernt, standen weitere Operationen auf dem Programm. Houks Team hatte dafür anderthalb Tage eingeplant. Vierzig Operationen warteten noch, aber die Müdigkeit schlug zu. Eine Mutter zeigte flehentlich ihr Baby. Das linke Beinchen des Kindes stand beinahe verkehrt herum; ein Geburtsfehler."Operieren", entschied der Laie Houk.Eine halbe Stunde später war das Kind tot. Die Narkose war zu stark gewesen. Die Teampflegerin tröstete die Mutter, die auf der Bank unter einem Mangobaum wartete. "Nicht weiter drüber nachdenken", redete Houk dem Team nach diesem Misserfolg zu: "This is Africa. Wir haben es wenigstens versucht. Es warten noch viele Patienten. Wenn wir ihnen nicht helfen, tut es niemand."Doch bereits damals waren über 300 INGOs im Land an der Arbeit, darunter medizinische Giganten wie MSF und IKRK. Das Team von Houk hatte es offensichtlich geschafft, ihnen nirgendwo zu begegnen. In Amerika hätten die Ärzte in dem Team von Houk vielleicht lebenslang bekommen, aber in Afrika, las sich, bezahlten sie der Mutter des gestorbenen Kindes ein Busticket, so dass sie zu ihrer Hütte im Flüchtlingslager zurück konnte und zogen das nächste Opfer auf den Behandlungstisch. Dachte vielleicht jemand, dass ein Menschenleben nicht in Geld auszudrücken ist? Nach der Publikation des Zeitungsberichts bekam "Hurricane Houk" so viel Unterstützung von hilfsbereiten Kirchenbesuchern in Kansas, dass er seine Rettungstätigkeiten nach Darfur ausweiten konnte. Kritik schiebt er kurzerhand beiseite, als ich ihn frage, ob er das für eine gute Idee hält. "Das ist supereinfach. Humanitär helfen musst du einfach wollen und dann tun."Auf der Schwelle der amerikanischen NGO World Hope, unweit der amerikanischen Botschaft in Freetown, lagen nach Houks Blitzbesuch blutend einige der von seinem Team operierten Patienten. Die Operationen waren gratis gewesen, aber ordentliche Nachsorge war offensichtlich nicht Teil des Geschenks. Als Nähte sich öffneten und Infektionen ausbrachen, waren Houk und sein Team schon wieder zurück in Kansas. Reverend Santiagu Kanu von World Hope, der eine Krankenschwester engagierte, um die Blutungen zu stillen, war noch immer wütend, als ich ihn aufsuchte. "Grenzenlose Verwegenheit", urteilte er. "Ein paar Nähte kontrollieren, hatten sie gesagt, als sie uns fragten, ob wir die Nachsorge übernehmen könnten. Aber sie hatten gar kein Geld dafür zurückgelassen. Einige Operationen haben wir auf eigene Kosten wiederholen müssen."Wie Rollstuhlfahrer ein Recht auf Schutz vor bereitwilligen Helfern haben, die ihren Rollstuhl bei Rot über die Straße schieben wollen, könnte man sagen, dass Opfer in Kriegsgebieten ein Recht auf Schutz vor humanitären Helfern haben, die ungebeten kommen und dann undiplomiert ihren göttlichen Weg verfolgen. Aber nirgendwo wird dieses Recht festgelegt. Im Gegenteil: Anstatt Amateure fernzuhalten, finanzieren Entwicklungshilfeministerien und traditionelle Hilfsorganisationen vielmehr immer häufiger Projekte, mit denen MONGOs vorstellig werden. Sie stimulieren den Trend zur Do-it-yourself-Hilfe, weil es gut ist für die gesellschaftliche Akzeptanz humanitärer Hilfe im Allgemeinen, und davon profitieren Geber und traditionelle Hilfsorganisationen gleichermaßen. Fehlschläge werden nicht an die große Glocke gehängt, denn Kritik an MONGOs färbt auf die Hilfsindustrie insgesamt ab, und die ist ohnehin schon oft unter Beschuss.Die Autoritäten der Länder, wohin die MONGOs reisen, sind - vor allem in Krisen- und Kriegsregionen - selten gut genug organisiert, um den Strom der MONGOs selber zu fragen, was sie eigentlich genau vorhaben. Die ruandische Tutsi-Regierung 1995 war eine positive Ausnahme. Ein Jahr nach dem Genozid war sie schon so gut organisiert, dass sie fünfzig MONGOs, die nicht deutlich erklären konnten, wer sie waren und was sie taten, des Landes verweisen konnte.
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Über die Auswirkung ihrer Arbeit können die MONGOs keine Auskunft geben, weil sie selbst keine Untersuchungen darüber anstellen, sagt Dr. Lau Schulpen vom Centre for International Development Issues (Cidin) der Radbout Universität in Nimwegen. Er untersucht die Effektivität privater Initiativen (in Ghana und Malawi) und denkt, dass gegen die Behauptung, sie würden effizienter arbeiten als die etablierten Organisationen, vieles einzuwenden ist. Verantwortung für ihre Tätigkeit legen sie vor allem Über die Auswirkung ihrer Arbeit können die MONGOs keine Auskunft geben, weil sie selbst keine Untersuchungen darüber anstellen, sagt Dr. Lau Schulpen vom Centre for International Development Issues (Cidin) der Radbout Universität in Nimwegen. Er untersucht die Effektivität privater Initiativen (in Ghana und Malawi) und denkt, dass gegen die Behauptung, sie würden effizienter arbeiten als die etablierten Organisationen, vieles einzuwenden ist. Verantwortung für ihre Tätigkeit legen sie vor allem durch Infobriefe ab, in denen mitgeteilt wird, wie es einer bestimmten Person geht, wer mit wem gesprochen hat. Doch es wird nicht mitgeteilt, was die Aktivität nun wirklich für die Zielgruppe bedeutet hat. Die Welt der ´´Do-it-yourself-Hilfe´´ atmet noch ganz den Geist der Patres alter Zeiten. Religiöse MONGOs, vor allem amerikanische, sind der am schnellsten wachsende Zweig der Hilfsindustrie. In Afghanistan verteilten sie Bibeln und Mahlzeiten, bis die muslimische Regierung dem ein Ende machte. ´´Im Flugzeug von Nairobi nach Khartum im Sudan saß ich neben einem Club christlicher amerikanischer Hippies mit Gitarren. Sie hatten von ihrer Kirche Geld bekommen, um in Darfur drei Wochen lang "Hoffnung" zu verbreiten´´, erzählte mir der Mitarbeiter einer norwegischen NGO im Sudan. In Hütten, Schulgebäuden und auf Dorfplätzen anderer afrikanischer Krisenländer gründeten religiöse MONGOs am laufenden Band Born-Again-Kirchen, und selbsternannte Propheten der Pfingstgemeinden und Baptisten aus dem amerikanischen bible belt rannten sich in Westafrika fast über den Haufen, um ihren Anteil am moralischen Post-Bellum-Wiederaufbau in Liberia und Sierra Leone zu liefern. Für das Anmieten des Fußballstadions im sierra-leonischen Freetown musste sogar eine Warteliste angelegt werden: Eine Travelling Salvation Show nach der anderen fand hier statt. Die lokale Bevölkerung war durchaus offen für die Vorstellungen. Religiös bis in die Fußspitzen, strömten sie zu Zehntausenden hin, mehrere Male in der Woche, wenn sie sich das Eintrittsgeld leisten konnten. ´´Warum das Evangelium in ein Land bringen, das schon zu 100 Prozent religiös ist?´´, fragte ich den Prediger Billy Bob, einen munteren Fünfziger, der aus Texas nach Afrika gekommen war. ´´Weil die Afrikaner noch immer nicht begreifen, dass Gott es nicht gut findet, wenn man sich gegenseitig den Schädel einschlägt´´, lautete die überzeugte Antwort. Mercy ships, eine kleine Flotte von zu Hospitalschiffen umgerüsteten alten Kreuzfahrtschiffen eines religiösen Führers aus Texas, bringen hope and healing in Kriegsgebiete. Ich klettere an Bord, als ein mercy ship im Hafen von Freetown anlegt. Die First Class-Rezeption hat noch goldumrandete Türen und Marmorböden. Nur den Menschen, die einfache Operationen mit wenig Nachsorge brauchen, wie bei Star, Schielen und Hasenscharte, können die zu Schiff fahrenden Ärzte helfen. Wenn die Patienten aus der Narkose aufwachen, geht die Behandlung weiter: An allen strategischen Punkten im Aufwachraum wird nonstop über Monitore ein Film über das Leben Jesu gezeigt. Synchronisiert in Dutzenden von Sprachen und Dialekten, von Urdu bis Mandarin gehört The Life of Jesus zum Gepäck der Evangelisten. An Bord läuft heute die Version in der Sprache des Mende-Volks; als die Ärzte in einem der Betten aber einen Temne-Patienten entdecken, schieben sie unerbittlich sofort eine für ihn verständliche Edition in den Videoapparat. ´´So wie wir würde Gott es auch machen´´, meint einer der Chirurgen. Einige muslimische Patienten bekehren sich noch im Bett, während sie an der Infusion hängen, fügt er hinzu. Das vom Tsunami und einem Aufstand heimgesuchte muslimische Aceh wurde ebenfalls von MONGOs bedrängt. Dort operierten außer protestantischen und katholischen auch mormonische MONGOs, und Scientology schickte Freiwillige in knallgelben T-Shirts, um mind-over-matter-Heilpraktiken an Überlebenden anzuwenden. Dutzende westliche Ärzte zogen einzeln in Mietwagen mit Erste-Hilfe-Koffern auf dem Rücksitz von einem überschwemmten Dorf zum nächsten. Einwohner von Aceh erzählten, sie seien zum Teil dreimal untersucht worden, immer wieder von einem anderen Arzt, der nichts von dem wusste, was der vorige gesagt oder verschrieben hatte. Viele MONGO-Ärzte leisteten gute Arbeit, doch manche stellten falsche Diagnosen, weil sie die landestypischen Krankheiten und Parasiten nicht kannten. Heimatlose in Sierra Leone bekamen Besuch von Feed My Lambs. Gründer und Direktor dieser MONGO war Lonny Sofort per Download lieferbar Lieferzeit 1-2 Werktage.
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Polman, Linda

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