Zärtliche Partnerschaft. Die Frau und der jüngere Mann Mar
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Was KnusprigesEin Tabu weicht auf: Männer müssen nicht mehr älter sein als ihre Frauen, jüngere Liebhaber sind gefragt.Die Vorbilder des Trends werden schon auf der Leinwand veredelt: In dem Hollywood-Film "Players" erliegt ein 26jähriger Tenniscrack den Reizen einer 35jährigen Bildhauerin, in Gestalt von Ali MacGraw. Demnächst wird sich in dem Film "Moment by Moment" Disco-Star John Travolta, 24, mit der reifen Lily Tomlin, 39, in der Badewanne tummeln.Niemand lacht mehr im Kinosaal, wenn in dem Kassenschlager von der "Entheirateten Frau" eine geschiedene Enddreißigerin ihren Freundinnen bei geeistem Joghurt die Vorzüge ihres 19jährigen Liebhabers preist. Der Junge sei so "zärtlich, intelligent und offen"."Players"-Produzent Bob Evans ist sicher, mit diesem Thema richtig zu liegen. "Solche Verbindungen", prophezeit er, "kommen immer häufiger vor. Das werden die Love-Stories von 1980."Die Sachbuchautoren haben den Trend gleichfalls schon erspürt. "Langsam werden die Vorurteile und Barrieren gegen die Verbindung zwischen älteren Frauen und jungen Männern abgebaut", meinen die britischen Autoren Derek Bowskill und Anthea Linacre in ihrem Buch "Männer, das empfindliche Geschlecht"*.Sie gründen ihre Hoffnung auf die von Psychiatern und Briefkastentanten aufgestellte Theorie, wonach ***uelle Beziehungen am besten funktionierten, wenn der Mami zehn Jahre jünger sei als die Frau. Sie raten deshalb den Frauen unverblümt: "Wenn Sie um die dreißig und auf einen Mann aus sind, halten Sie nicht unter den 35jährigen Umschau, sondern bei Oberschülern und jungen Studenten."Im rechten Moment beschreibt auch eine westdeutsche Autorin, Marion Schreiber-Kellermann' 58, ihr Glück mit einem 24 Jahre jüngeren Mann,* Derek Bowskill, Anthea Linacre: "Men: The Sensitive ***". Frederick Muller Limited. London 152 Seiten 3,95 Pfund.** Marion Schreiber-Kellermann: "Zärtliche Partnerschaft. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 240 Seiten 29,80 Mark."meinem schönen schwarzhaarigen Geliebten". Mit ihrem Buch "Zärtliche Partnerschaft" will sie "Frauen Mut zum jüngeren Partner und den Männern Mut zur älteren Gefährtin machen"**. Verhältnisse wie ihres hält sie keineswegs für eine kurzlebige Mode, sondern für eine Dauererscheinung.Dabei verfügt die mollige Autorin ("Ich bin recht klein und ziemlich dick") über den Erfahrungsschatz einer Pionierin. Sie traf sowohl ihren neun Jahre jüngeren Ehemann Hermann (Verfasser des Bestsellers "Die Krise in der Mitte des Lebens") wie ihren späteren Jung-Lebensgefährten, als diese jeweils gerade neunzehn waren.Andere Deuter des neuen Phänomens interessieren sich weniger für resche Endfünfzigerinnen (Frau Marion: "Ich war ***uell außerordentlich vital") -- an deren Brust sehr junge Männer Nachsicht suchen und finden. Sie wenden sich meist den Frauen von Mitte dreißig bis vierzig zu, die sich offenbar in steigender Zahl mit jüngeren Männern verbinden und verheiraten -- in jeder siebten in der Bundesrepublik geschlossenen Ehe ist die Frau älter.Diese Frauen weisen es von sich, ihren jungen Partner nach dem Klischee als "labil" und sich selber als "dominierend" einzustufen -- wenngleich die meisten von ihnen ziemlich selbstsicher sind und auch beruflich Karriere gemacht haben.Auch die Amerikanerin Marylin French ortet in ihrem bierernsten Feministinnenwälzer "Frauen" den Gipfel des ***uellen Begehrens bei Männern in deren 20. Lebensjahr, während Frauen erst in ihren Dreißigern "***uell aufgeladen" seien. Als ideal paart sie deshalb die "heißen Jahrgänge" -- den ganz jungen Mann mit der Frau über dreißig. Natürlich soll die Frau schon vorher Erfahrungen gesammelt haben und der Jüngling seine Erfahrung später an junge Mädchen weitergeben. "Das ist mindestens so vernünftig", meint die Feministin, "wie die gängigen Regeln."Gegenwärtig herrscht in nahezu allen Schichten noch das alte Tabu: "Wir beglückwünschen einen mittelalten Mann zu seiner jungen Geliebten", so umschrieb es die "Sunday Times", "und empfinden Abscheu vor der älteren Frau, die sich einen jungen Liebhaber sucht."Das bestätigt sich auch bei einem Test, den eine Reporterin der Pariser Zeitschrift "Marie-Claire" unternahm. Sie trat pro forma bei Heiratsbüros als Kandidatin auf, verwies auf ihr gutes Einkommen und erklärte, daß ihr die finanzielle Situation des Kandidaten gleichgültig sei. "Was ich gern hätte", so erläuterte die Journalistin, selber 36, "ist ein gesunder, junger Mann, maximal 28 bis 30 Jahre." Daraufhin sei die Heiratsvermittlerin "vor Entsetzen erbleicht". "Madame erhob sich", schilderte die Reporterin, "als hätte ich zwischen zwei Sätzen eine Kröte auf ihren Stuhl gleiten lassen."Für Marion Kellermann grenzt die Art, mit der beispielsweise Hotelportiers eine ältere Frau mit jüngerem Mann behandeln, schon an "reine Diffamierung". Mit wahrer Wollust gibt sie Kommentare wieder, die sich Paare in vergleichbarer Situation anhören müssen, wie: "Die Alte hat sich was Knuspriges fürs Bett geholt" oder "Der Knabe hat vielleicht noch einiges zu lernen" und gar: "Kinderschändung, pfui, pfui."Ohne diese gesellschaftlichen Vorurteile, so glaubt Frau Marion, hätten sich längst viel mehr junge Männer einer älteren Frauzugewandt. Ihr selber macht es nichts aus, "wegen meiner Freundschaft mit einem um so vieles jüngeren Mann verlacht oder verspottet zu werden". Und ihr junger Freund sei eher "unempfindlich gegen Angriffe dieser Art"."Es wagen nun immer mehr Frauen einzugestehen", lobt auch "Alice Schwarzer das neue Bekennertum, "daß sie jüngere Männer haben." Und wie früher die Homo***uellen zitieren die Betroffenen nun die langen Listen von honorigen Gleichgestimmten. Sie reichen von Kleopatra und Antonius, Siegfried und der Walküre Brunhilde, Katharina der Großen, George Sand, Isadora Duncan und der Colette bis hin zur Knef und der Valente, Prinzessin Margaret, Romy Schneider, Soraya, Jane Fonda und Joan Baez.Aber selbst spöttische Beobachter verwechseln die jungen Männer von heute nicht mit den Gigolos von vorgestern, die als Spezies ohnehin im Aussterben begriffen sind. Fast immer trägt der "zärtliche Partner" neuer Prägung sein Scherflein zur Kasse und auf jeden Fall zur Hausarbeit bei.Vehement verwahren sich die reifen Frauen auch gegen den Vorwurf, ihre jungen Männer nur als "Lustobjekte" zu benutzen. Die amerikanische Bestsellerin Erica Jong ("Angst vorm Fliegen") wettert dagegen in ihrem zweiten Buch, in dem sie ihren 26jährigen rotbärtigen Joshua vorstellt. "Er war nicht ihr Spielzeug", so nimmt die 33jährige ihren jungen Skriptschreiber vor Mißdeutungen in Schutz, "er war nicht ihr Vibrator, er war ihr Mann." Sie lebt nun mit ihm und fragt sich: "Warum habe ich nicht schon vorher in der Kategorie unter dreißig gesucht?"Ein so gutes, fortschrittliches Thema läßt natürlich auch die Pariser Karikaturistin Claire Bretécher, 38, nicht kalt. Auf einem ihrer berühmten Knautschsofas läßt sie eine kregle Mutter mit ihrer erwachsenen Tochter plaudern. "Was mich angeht", so die Mama, "so nehme ich mir jetzt die Kleinen, Jungen. Die bedanken sich noch und tragen auch den Mülleimer runter."Und der Tochter prophezeit sie: "Wenn du mal in meinem Alter bist, wirst du sagen: Meine arme Mutter, sie hatte recht." [DER SPIEGEL 44/1978]Sofort lieferbar. Ich biete weitere Bücher an. 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