Die Hildesheimer Gymnasien im "Dritten Reich": Ein Beitrag zur Ideologisierung von Bildung und Erziehung
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Die Hildesheimer Gymnasien im „Dritten Reich“ (1945)

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Dieser Gedenktag war den Nazis heilig: Jedes Jahr am 9. November erinnerten sie an die „Helden der Bewegung“, die Teilnehmer des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923. Vor allem die Jugendlichen sollten für die NS-Ideologie begeistert werden. Karl Jung, Lehrer an der Scharnhorstschule, setzte in einer siebten Klasse andere Prioritäten. „Wir behandeln ein Gedicht von Goethe“, bestimmte der Studienassessor am 9. November 1942, obwohl ihn die Schüler baten, über den Münchner Putsch zu sprechen. Dieser Einsatz für humanistische Bildung bekam Jung schlecht. Einer seiner Schüler berichtete den Vorfall seinem Vater. Dieser beschwerte sich bei Schulleiter Bruno Engelhardt. Dessen Zurechtweisung für Jung kam prompt. „Die vom nationalsozialistischen Staat gegebenen Richtlinien sind unter allen Umständen und zwar ohne Abstriche einzuhalten“, maßregelte ihn der Schulleiter, Parteimitglied seit 1933.Mit seiner offen gezeigten Ablehnung der NS-Ideologie war Jung unter den Hildesheimer Gymnasiallehrern seiner Zeit eine seltene Ausnahme. Das zeigt eine Untersuchung, die Werner Seidler jetzt vorgelegt hat. Sein Fazit: „Die Hildesheimer Gymnasien waren ausnahmslos NS-loyal, wenngleich in Abstufungen.“ Lediglich in zwei Fällen seien Lehrer wirklich angeeckt. Neben Jung, Nazigegner aus dem katholischen Milieu, nennt Seidler Wilhelm Göing, stellvertretender Leiter der Scharnhorstschule. Göing war zwar 1930 der NSDAP beigetreten, hatte sich aber 1933 mit der Partei überworfen. Seidler hat systematisch alle Quellen ausgewertet, die etwas zum Schulalltag zwischen 1933 und 1945 erzählen. Und er hat die NS-Mitgliederkartei überprüft. Seine überraschende Erkenntnis: Obwohl Hildesheim als Bischofssitz ein Zentrum des Katholizismus war, standen überdurchschnittlich viele Nazis in den Klassenzimmern. In ganz Preußen waren 21 Prozent der Gymnasiallehrer Parteimitglieder – in Hildesheim 40 Prozent, davon sind allerdings ein Drittel erst nach 1933 an die Schulen versetzt worden. „Das ist sehr auffallend, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass am Josephinum und in der Marienschule jeweils fünf Priester und Ordensschwestern unterrichteten, die gar nicht der Partei beitreten durften.“Mit einem Mythos will Seidler aufräumen: dass Lehrer nicht anders konnten. Tatsächlich hatten sie zumindest im Unterricht durchaus Spielräume. Beim Deutsch-Aufsatz etwa gab der eine Lehrer zu 77 Prozent regime-konforme Themen vor, sein Kollege in der Parallelklasse nur zu 29 Prozent. „Die zurückhaltenden Lehrer, die in der Regel nicht Parteimitglieder waren, haben keine nennenswerten Nachteile erlitten“, betont Seidler.Für seine Arbeit hat er nicht nur Akten gewälzt, sondern auch 83 Zeitzeugen befragt. „Diese Quelle wird bald versiegen“, weiß der Forscher. Die ehemaligen Schüler konnten sich an höchst aussagekräftige Details erinnern, die in Akten nie zu finden wären. Reckte etwa ein Lehrer beim obligatorischen Hitlergruß den Arm zackig in die Luft? Oder deutete er den Gruß nur an, um mit dem leicht erhobenen Arm die Schüler schnell zum Sitzen aufzufordern? Die Lehrer hätten eine patriotische, militaristische, obrigkeitsstaatliche Mentalität gezeigt, die das Dritte Reich für sich nutzen konnte, stellt Seidler fest. Nicht zuletzt die katholischen Lehrer hätten sich in dieser Einstellung von niemandem übertreffen lassen wollen. „Erfüllt Eure Pflicht gegenüber Führer, Volk und Vaterland!“, hatte etwa Hildesheims Bischof Joseph Godehard Machens zwei Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen gefordert. Der Antibolschewismus habe in ihrem Denken dabei eine wichtige Rolle gespielt.In einem Punkt kann Seidler die Pädagogen entlasten: Offen antisemitisch agierten sie nicht. Das habe ihm auch der Hildesheimer Ehrenbürger Guy Stern bestätigt. „Es gab viele Beispiele von Drangsalierung, aber es waren die Mitschüler, fast nie die Lehrer. Da wirkte wohl noch der Geist des preußischen Beamten.“.
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Ein Beitrag zur Ideologisierung von Bildung und Erziehung, Dieser Gedenktag war den Nazis heilig: Jedes Jahr am 9. November erinnerten sie an die Helden der Bewegung, die Teilnehmer des gescheiterten ***-Putsches von 1923. Vor allem die Jugendlichen sollten für die NS-Ideologie begeistert werden. Karl Jung, Lehrer an der Scharnhorstschule, setzte in einer siebten Klasse andere Prioritäten. Wir behandeln ein Gedicht von Goethe, bestimmte der Studienassessor am 9. November 1942, obwohl ihn die Schüler baten, über den Münchner Putsch zu sprechen. Dieser Einsatz für humanistische Bildung bekam Jung schlecht. Einer seiner Schüler berichtete den Vorfall seinem Vater. Dieser beschwerte sich bei Schulleiter Bruno Engelhardt. Dessen Zurechtweisung für Jung kam prompt. Die vom nationalsozialistischen Staat gegebenen Richtlinien sind unter allen Umständen und zwar ohne Abstriche einzuhalten, maßregelte ihn der Schulleiter, Parteimitglied seit 1933.Mit seiner offen gezeigten Ablehnung der NS-Ideologie war Jung unter den Hildesheimer Gymnasiallehrern seiner Zeit eine seltene Ausnahme. Das zeigt eine Untersuchung, die Werner Seidler jetzt vorgelegt hat. Sein Fazit: Die Hildesheimer Gymnasien waren ausnahmslos NS-loyal, wenngleich in Abstufungen. Lediglich in zwei Fällen seien Lehrer wirklich angeeckt. Neben Jung, Nazigegner aus dem katholischen Milieu, nennt Seidler Wilhelm Göing, stellvertretender Leiter der Scharnhorstschule. Göing war zwar 1930 der NSDAP beigetreten, hatte sich aber 1933 mit der Partei überworfen. Seidler hat systematisch alle Quellen ausgewertet, die etwas zum Schulalltag zwischen 1933 und 1945 erzählen. Und er hat die NS-Mitgliederkartei überprüft. Seine überraschende Erkenntnis: Obwohl Hildesheim als Bischofssitz ein Zentrum des Katholizismus war, standen überdurchschnittlich viele Nazis in den Klassenzimmern. In ganz Preußen waren 21 Prozent der Gymnasiallehrer Parteimitglieder in Hildesheim 40 Prozent, davon sind allerdings ein Drittel erst nach 1933 an die Schulen versetzt worden. Das ist sehr auffallend, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass am Josephinum und in der Marienschule jeweils fünf Priester und Ordensschwestern unterrichteten, die gar nicht der Partei beitreten durften.Mit einem Mythos will Seidler aufräumen: dass Lehrer nicht anders konnten. Tatsächlich hatten sie zumindest im Unterricht durchaus Spielräume. Beim Deutsch-Aufsatz etwa gab der eine Lehrer zu 77 Prozent regime-konforme Themen vor, sein Kollege in der Parallelklasse nur zu 29 Prozent. Die zurückhaltenden Lehrer, die in der Regel nicht Parteimitglieder waren, haben keine nennenswerten Nachteile erlitten, betont Seidler.Für seine Arbeit hat er nicht nur Akten gewälzt, sondern auch 83 Zeitzeugen befragt. Diese Quelle wird bald versiegen, weiß der Forscher. Die ehemaligen Schüler konnten sich an höchst aussagekräftige Details erinnern, die in Akten nie zu finden wären. Reckte etwa ein Lehrer beim obligatorischen ***gruß den Arm zackig in die Luft? Oder deutete er den Gruß nur an, um mit dem leicht erhobenen Arm die Schüler schnell zum Sitzen aufzufordern? Die Lehrer hätten eine patriotische, militaristische, obrigkeitsstaatliche Mentalität gezeigt, die das Dritte Reich für sich nutzen konnte, stellt Seidler fest. Nicht zuletzt die katholischen Lehrer hätten sich in dieser Einstellung von niemandem übertreffen lassen wollen. Erfüllt Eure Pflicht gegenüber Führer, Volk und Vaterland!, hatte etwa Hildesheims Bischof Joseph Godehard Machens zwei Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen gefordert. Der Antibolschewismus habe in ihrem Denken dabei eine wichtige Rolle gespielt.In einem Punkt kann Seidler die Pädagogen entlasten: Offen antisemitisch agierten sie nicht. Das habe ihm auch der Hildesheimer Ehrenbürger Guy Stern bestätigt. Es gab viele Beispiele von Drangsalierung, aber es waren die Mitschüler, fast nie die Lehrer. Da wirkte wohl noch der Geist des preußischen Beamten.
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Die Hildesheimer Gymnasien im Dritten Reich: Dieser Gedenktag war den Nazis heilig: Jedes Jahr am 9. November erinnerten sie an die `Helden der Bewegung`, die Teilnehmer des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923. Vor allem die Jugendlichen sollten für die NS-Ideologie begeistert werden. Karl Jung, Lehrer an der Scharnhorstschule, setzte in einer siebten Klasse andere Prioritäten. `Wir behandeln ein Gedicht von Goethe`, bestimmte der Studienassessor am 9. November 1942, obwohl ihn die Schüler baten, über den Münchner Putsch zu sprechen. Dieser Einsatz für humanistische Bildung bekam Jung schlecht. Einer seiner Schüler berichtete den Vorfall seinem Vater. Dieser beschwerte sich bei Schulleiter Bruno Engelhardt. Dessen Zurechtweisung für Jung kam prompt. `Die vom nationalsozialistischen Staat gegebenen Richtlinien sind unter allen Umständen und zwar ohne Abstriche einzuhalten`, maßregelte ihn der Schulleiter, Parteimitglied seit 1933.Mit seiner offen gezeigten Ablehnung der NS-Ideologie war Jung unter den Hildesheimer Gymnasiallehrern seiner Zeit eine seltene Ausnahme. Das zeigt eine Untersuchung, die Werner Seidler jetzt vorgelegt hat. Sein Fazit: `Die Hildesheimer Gymnasien waren ausnahmslos NS-loyal, wenngleich in Abstufungen.` Lediglich in zwei Fällen seien Lehrer wirklich angeeckt. Neben Jung, Nazigegner aus dem katholischen Milieu, nennt Seidler Wilhelm Göing, stellvertretender Leiter der Scharnhorstschule. Göing war zwar 1930 der NSDAP beigetreten, hatte sich aber 1933 mit der Partei überworfen. Seidler hat systematisch alle Quellen ausgewertet, die etwas zum Schulalltag zwischen 1933 und 1945 erzählen. Und er hat die NS-Mitgliederkartei überprüft. Seine überraschende Erkenntnis: Obwohl Hildesheim als Bischofssitz ein Zentrum des Katholizismus war, standen überdurchschnittlich viele Nazis in den Klassenzimmern. In ganz Preußen waren 21 Prozent der Gymnasiallehrer Parteimitglieder - in Hildesheim 40 Prozent, davon sind allerdings ein Drittel erst nach 1933 an die Schulen versetzt worden. `Das ist sehr auffallend, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass am Josephinum und in der Marienschule jeweils fünf Priester und Ordensschwestern unterrichteten, die gar nicht der Partei beitreten durften.`Mit einem Mythos will Seidler aufräumen: dass Lehrer nicht anders konnten. Tatsächlich hatten sie zumindest im Unterricht durchaus Spielräume. Beim Deutsch-Aufsatz etwa gab der eine Lehrer zu 77 Prozent regime-konforme Themen vor, sein Kollege in der Parallelklasse nur zu 29 Prozent. `Die zurückhaltenden Lehrer, die in der Regel nicht Parteimitglieder waren, haben keine nennenswerten Nachteile erlitten`, betont Seidler.Für seine Arbeit hat er nicht nur Akten gewälzt, sondern auch 83 Zeitzeugen befragt. `Diese Quelle wird bald versiegen`, weiß der Forscher. Die ehemaligen Schüler konnten sich an höchst aussagekräftige Details erinnern, die in Akten nie zu finden wären. Reckte etwa ein Lehrer beim obligatorischen Hitlergruß den Arm zackig in die Luft Oder deutete er den Gruß nur an, um mit dem leicht erhobenen Arm die Schüler schnell zum Sitzen aufzufordern Die Lehrer hätten eine patriotische, militaristische, obrigkeitsstaatliche Mentalität gezeigt, die das Dritte Reich für sich nutzen konnte, stellt Seidler fest. Nicht zuletzt die katholischen Lehrer hätten sich in dieser Einstellung von niemandem übertreffen lassen wollen. `Erfüllt Eure Pflicht gegenüber Führer, Volk und Vaterland!`, hatte etwa Hildesheims Bischof Joseph Godehard Machens zwei Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen gefordert. Der Antibolschewismus habe in ihrem Denken dabei eine wichtige Rolle gespielt.In einem Punkt kann Seidler die Pädagogen entlasten: Offen antisemitisch agierten sie nicht. Das habe ihm auch der Hildesheimer Ehrenbürger Guy Stern bestätigt. `Es gab viele Beispiele von Drangsalierung, aber es waren die Mitschüler, fast nie die Lehrer. Da wirkte wohl noch der Geist des preußischen Beamten.`, Buch.
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Ein Beitrag zur Ideologisierung von Bildung und Erziehung, Dieser Gedenktag war den Nazis heilig: Jedes Jahr am 9. November erinnerten sie an die Helden der Bewegung, die Teilnehmer des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923. Vor allem die Jugendlichen sollten für die NS-Ideologie begeistert werden. Karl Jung, Lehrer an der Scharnhorstschule, setzte in einer siebten Klasse andere Prioritäten. Wir behandeln ein Gedicht von Goethe, bestimmte der Studienassessor am 9. November 1942, obwohl ihn die Schüler baten, über den Münchner Putsch zu sprechen. Dieser Einsatz für humanistische Bildung bekam Jung schlecht. Einer seiner Schüler berichtete den Vorfall seinem Vater. Dieser beschwerte sich bei Schulleiter Bruno Engelhardt. Dessen Zurechtweisung für Jung kam prompt. Die vom nationalsozialistischen Staat gegebenen Richtlinien sind unter allen Umständen und zwar ohne Abstriche einzuhalten, massregelte ihn der Schulleiter, Parteimitglied seit 1933.Mit seiner offen gezeigten Ablehnung der NS-Ideologie war Jung unter den Hildesheimer Gymnasiallehrern seiner Zeit eine seltene Ausnahme. Das zeigt eine Untersuchung, die Werner Seidler jetzt vorgelegt hat. Sein Fazit: Die Hildesheimer Gymnasien waren ausnahmslos NS-loyal, wenngleich in Abstufungen. Lediglich in zwei Fällen seien Lehrer wirklich angeeckt. Neben Jung, Nazigegner aus dem katholischen Milieu, nennt Seidler Wilhelm Göing, stellvertretender Leiter der Scharnhorstschule. Göing war zwar 1930 der NSDAP beigetreten, hatte sich aber 1933 mit der Partei überworfen. Seidler hat systematisch alle Quellen ausgewertet, die etwas zum Schulalltag zwischen 1933 und 1945 erzählen. Und er hat die NS-Mitgliederkartei überprüft. Seine überraschende Erkenntnis: Obwohl Hildesheim als Bischofssitz ein Zentrum des Katholizismus war, standen überdurchschnittlich viele Nazis in den Klassenzimmern. In ganz Preussen waren 21 Prozent der Gymnasiallehrer Parteimitglieder in Hildesheim 40 Prozent, davon sind allerdings ein Drittel erst nach 1933 an die Schulen versetzt worden. Das ist sehr auffallend, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass am Josephinum und in der Marienschule jeweils fünf Priester und Ordensschwestern unterrichteten, die gar nicht der Partei beitreten durften.Mit einem Mythos will Seidler aufräumen: dass Lehrer nicht anders konnten. Tatsächlich hatten sie zumindest im Unterricht durchaus Spielräume. Beim Deutsch-Aufsatz etwa gab der eine Lehrer zu 77 Prozent regime-konforme Themen vor, sein Kollege in der Parallelklasse nur zu 29 Prozent. Die zurückhaltenden Lehrer, die in der Regel nicht Parteimitglieder waren, haben keine nennenswerten Nachteile erlitten, betont Seidler.Für seine Arbeit hat er nicht nur Akten gewälzt, sondern auch 83 Zeitzeugen befragt. Diese Quelle wird bald versiegen, weiss der Forscher. Die ehemaligen Schüler konnten sich an höchst aussagekräftige Details erinnern, die in Akten nie zu finden wären. Reckte etwa ein Lehrer beim obligatorischen Hitlergruss den Arm zackig in die Luft? Oder deutete er den Gruss nur an, um mit dem leicht erhobenen Arm die Schüler schnell zum Sitzen aufzufordern? Die Lehrer hätten eine patriotische, militaristische, obrigkeitsstaatliche Mentalität gezeigt, die das Dritte Reich für sich nutzen konnte, stellt Seidler fest. Nicht zuletzt die katholischen Lehrer hätten sich in dieser Einstellung von niemandem übertreffen lassen wollen. Erfüllt Eure Pflicht gegenüber Führer, Volk und Vaterland!, hatte etwa Hildesheims Bischof Joseph Godehard Machens zwei Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen gefordert. Der Antibolschewismus habe in ihrem Denken dabei eine wichtige Rolle gespielt.In einem Punkt kann Seidler die Pädagogen entlasten: Offen antisemitisch agierten sie nicht. Das habe ihm auch der Hildesheimer Ehrenbürger Guy Stern bestätigt. Es gab viele Beispiele von Drangsalierung, aber es waren die Mitschüler, fast nie die Lehrer. Da wirkte wohl noch der Geist des preussischen Beamten.
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9783806787689 - Seidler, Werner: Die Hildesheimer Gymnasien im „Dritten Reich“: Ein Beitrag zur Ideologisierung von Bildung und Erziehung (Schriftenreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim)
Seidler, Werner

Die Hildesheimer Gymnasien im „Dritten Reich“: Ein Beitrag zur Ideologisierung von Bildung und Erziehung (Schriftenreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim) (2013)

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ISBN: 9783806787689 bzw. 3806787689, in Deutsch, 960 Seiten, Gerstenberg, gebraucht, akzeptabler Zustand.

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Von Händler/Antiquariat, Berg-Berg Bücherwelt Inh.Aksoy, [6475192].
EAN: 9783806787689 Das Titelbild der Auflage kann abweichen. Buch mit Gebrauchsspuren und vereinzelten Knicken, Flecken oder mit Gebrauchsspuren auf dem Einband vorhanden, ansonsten in gutem Zustand. Gegebenenfalls kann Namenseintrag oder Besitzerstempel tragen, 100% Zufriedenheit garantiert, kostenfreie Rücksendung, Rechnung mit Mehrwertsteuer per E-Mail im PDF-Format versandt. 2013, Gebundene Ausgabe, leichte Gebrauchsspuren, 23.2 X 16.7 X 2.8 cm, 717g, 960, Internationaler Versand, Banküberweisung, PayPal.
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9783806787689 - Seidler, Werner: Die Hildesheimer Gymnasien im 'Dritten Reich'
Seidler, Werner

Die Hildesheimer Gymnasien im 'Dritten Reich' (2013)

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Erscheinungsdatum: 19.08.2013, Medium: Buch, Einband: Gebunden, Titel: Die Hildesheimer Gymnasien im 'Dritten Reich', Titelzusatz: Ein Beitrag zur Ideologisierung von Bildung und Erziehung, Autor: Seidler, Werner, Verlag: Gerstenberg, Gebr. Verlag // Gerstenberg, Sprache: Deutsch, Rubrik: Geschichte // Regionalgeschichte, Seiten: 960, Gewicht: 1537 gr, Verkäufer: averdo.
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