Nachrichten aus dem Patriarchat - 6 Angebote vergleichen

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Die Glosse als Waffe:Mit diesem Buch möchten wir dazu anstiften, überall eine Kultur des Glossenschreibens zu entwickeln. Glossen zu schreiben ist eine Schulung in sozialer Wahrnehmung, in Sprache, in Selbstbewusstsein: Zur Stärkung des eigenen politischen Eingriffs entstand in der Zeitschrift Das Argument die Kolumne Nachrichten aus dem Patriarchat, um den Weg für politisches Denken und Handeln freizuräumen. 'Das Patriarchat', in seiner historischen Form lange schon Geschichte, begegnet uns dennoch im Alltag an allen Ecken und Enden, frustrierend durch seine ungebrochene Normalität. Geistesgegenwart ist gefragt, um das selbstverständlich Männliche als Alarmzeichen zu hören und mit Spott und Gelächter die Anmaßung wieder und wieder vorzuführen. Nutzen wir Humor als Waffe, Zorn als Tugend!'Die Lage der Frau, ihr Zugang zur menschlichen Würde, zur Arbeit, zum Gesetz, zur vollständigen menschlichen Persönlichkeit ist das Thema des 21. Jahrhunderts.' Susan Sontag.

Seit über einem Dutzend Jahren erscheint in der Zeitschrift Das Argument die Kolumne 'Nachrichten aus dem Patriarchat'. Amüsant, bissig, kritisch-pointiert verarbeiten Frigga Haug, Luise Pusch, Silke Wittich-Neven u.A., was ihnen in der alltäglichen Begegnung mit der patriarchalen Normalität an Absurditäten widerfährt und was für schräge Ebenen die Medien (allen voran die FAZ) im Kontext Geschlechterverhältnisse zuweilen bieten. Götterdämmerung Noch bis vor kurzem war es selbstverständlich, dass Nachrichten, diese offiziellen Verlautbarungen über die Geschehnisse in der Welt, von korrekt gekleideten Männern - Anzug, Krawatte - gesprochen wurden, kühl und amtlich. Nachricht und Stimme gehörten ordentlich zueinander. In dieser Gestalt kam übers Fernsehen die Wahrheit ins Haus. Doch dann lächelten junge Frauen vom Bildschirm, die aussahen, als kämen sie direkt vom Laufsteg, und sprachen mit sanfteren Stimmen von Krieg, Terror, Finanzströmen. Noch bevor wir wirklich begreifen, was mit den Nachrichten über den Zustand der Welt passiert, wenn sie sich mit weiblicher Schönheit einschmeicheln, wie wir sie sonst aus Illustrierten gewöhnt sind, sehen wir Politshows von eleganten Frauen geleitet. In der Runde meist männlicher Politiker - selbst hier gibt es schon weibliche Ausnahmen - teilen sie das Wort aus, entziehen es wieder, nehmen ihre Gäste mit ihren Fragen in die Zange. Sie besetzen bereits ein Viertel aller solcher Infotische und erfreuen sich großer Beliebtheit, ablesbar an den Einschaltquoten. Kurz, die Fernsehwelt, diese einflussreiche Inszenierung öffentlicher Meinung, hat im dritten Jahrtausend damit begonnen, Frauen in nennenswertem Ausmaß einzulassen, wenn sie jung, schön und kompetent sind. 'Nicht viele Männer haben bislang begriffen, was da vor sich geht, wenngleich sich die Notrufe entgeisterter Manager, fassungsloser Patriarchaten und ängstlicher Staatsmänner häufen', kommentiert Frank Schirrmacher in der FAZ (1.7.03) diese Verweiblichung des Sprecher- und Moderatorenwesens als 'Männerdämmerung'. Er entwirft das Horrorszenario eines Machtwechsels in der Gesellschaft. 'Wer uns denkt', sollte männlich sein. Die Gesellschaft 'ist offensichtlich im Begriff, die Macht neu zu verteilen, weil sich nicht nur die Diskurse, sondern auch die Anforderungen an die Vermittler verändern. Die entscheidenden Produktionsmittel zur Massen- und Bewusstseinsbildung in Deutschland liegen mittlerweile in der Hand von Frauen.' Mit einigen Rechenkünsten zählt Schirrmacher achtzig Prozent Frauen an der Macht und gibt zu verstehen, dass diese Gestalten von unten, wo Frauen üblicherweise sind, diese Macht ergriffen haben: 'Eine Telefonistin, ein Kindermädchen, eine Schauspielerin und Schriftstellerin und eine Stewardess definieren das Land.' Falls noch jemand durch die Nennung der Schriftstellerin ans Geistige glauben mag, orientiert das Zusatzbild in die gemeinte Richtung: 'Was einer heute denkt, läuft vorher über die Fließbänder der Frauen.' Das sind nicht mehr nur die Montagebänder des Fordismus, sondern die mit scheinbarem Blick in die Kamera abzulesenden Textmontagen, die über die Anzeigetafeln wandern. Was aber bedeutet eine solche Feminisierung der Medienwelt für den Zustand der Gesellschaft? Schirrmacher steigert den Alarm, indem er Rat holt beim Anthropologen des SS-Staats, Arnold Gehlen. Hat dieser nicht vorhergesagt, in einer verfallenden Gesellschaft würden Frauen das Heft in die Hand nehmen? 'Kleine zivilisierte Völker oder solche, denen alle Knochen zerschlagen sind, streben der Deckung zu, sie neigen zu Versicherungen, Krankenscheinen, zu sexuellen Libertinismen und moralischen Vorträgen an die Außenwelt. Aber gerade diese Atmosphäre kommt den innersten Bedürfnissen des Weibes entgegen.' Worauf es hinausläuft, wenn Vertreterinnen dieses Geschlechts, 'das Weib', die Macht übernehmen, lässt er uns wiederum von Gehlen sagen: 'Dann betreten Klytemnästra und Judith die Szene, Antigone und Galla Placidia, Katharina und Charlotte Corday und zeigen den Männern, wie man sich aussetzt und einsetzt.' Nur einige Eckpunkte zur Erinnerung: Klytemnästra soll den Mord an ihrem Gatten Agamemnon in Auftrag gegeben haben, die Corday hat Marat erstochen, Judith den Holofernes enthauptet, Katharina ließ den kaiserlichen Gatten stürzen usw. Kurz, was mit Nachrichtensprecherinnen scheinbar harmlos begann und sich über Moderatorinnen fortsetzte, wird in einer Schreckensherrschaft enden, bei der mehr fließt als bloß der Text der Männermacht. Was, wenn plötzlich viele Frauen selbst das Wort ergreifen? Frigga Haug Mit Beitraegen von Suenne Andresen, Ariane Brenssell, Karsta Frank, Frigga Haug, Kornelia Hauser, Jutta Meyer-Siebert, Ingeborg Musold, Regine Othmer, Claudia Pinl, Sylvia Pritsch, Luise F. Pusch, Christina Schenk, Claudia Stellmach sowie Silke Wittich-Neven.

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Amüsant, bissig, kritisch-pointiert die besten Glossen zum Thema Geschlechterverhältnisse aus der Zeitschrift "Das Argument": alltägliche Begegnungen mit der patriarchalen Normalität und seinen Absurditäten werden von Frigga Haug, Luise F. Pusch, Silke Wittich-Neven spitzfindig aufs Korn genommen und entlarvt.

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