Unter dem Sonnensegel - Als Arzt in drei Kontinenten
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mit Bildumschlag Vorwort Meine Frau und ich lebten in den Revolutions- und Krisenjahren nach dem ersten Weltkrieg im Berliner Osten und hatten dort eine großartige Heimat unter der Berliner Arbeiterschaft gefunden. Eines Tages tauchte bei uns ein junger Arzt mit seiner Frau auf. Er wollte sich in einem großen Krankenhaus in Ostberlin für den Einsatz als Missionsarzt in Afrika rüsten. Der Berliner Osten war das Ende ihrer Hochzeitsreise. Die Stadtmissions-Gemeinde Berlin-Ost wurde auch ihnen echte Heimat: Sie zogen mit uns in den Einsatz für Jesus Christus - in Berlin und in der Mark Brandenburg, und so wurde die Freiwilligengemeinde der Stadtmission das Missionsseminar für Afrika. Hier schauten und erlebten sie etwas von der Realität der Gemeinde Jesu. Die Gründlers gehörten zur Berliner Mission. Aber als sie nach einigen Jahren nach Afrika auszogen, wurde selbstverständlich auch die Stadtmissionsgemeinde Berlin-Ost mit großer Freude für sie sendende Gemeinde. Der Abschied ist unvergeßlich. Wir standen auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin. Ich legte unser Patenkind, die 5 Monate alte Marks, zum Schlafen in das Gepäcknetz. Dann ging es über Genua nach Daressalam in Ostafrika und weiter ins innere Afrika, Richtung Nyassasee. Lupembe hieß der Ort, wo Dr. Gründler sich niederlassen sollte. Es war wirklich ein primitives Urwalddasein, aber zugleich ein sehr herzliches und enges Zusammenleben mit den Afrikanern, die den beiden Doktorsleuten sehr zugetan waren. Mit Interesse lasen wir in Ostberlin ihre Berichte. Der zweite Weltkrieg und seine Folgen machten eine neue Ausreise nach Afrika unmöglich. Das war für Dr. Gründler und seine Frau ein tiefer Schmerz. Aber es kam in Deutschland eine neue Aufgabe auf sie zu: das Sanatorium Hohemark mit seinen vielen Gemütskranken und dem prächtigen Stab christlicher Ärzte. Keine geringere Aufgabe als im Urwald Afrikas. Als Dr. Gründler 65 Jahre alt wurde und pensioniert werden konnte, zog es ihn erneut ins Missionsfeld. Er wollte einem jungen Kollegen in Afrika zur Seite stehen. Stattdessen ging der Weg nach Indien in den richtigen Dschungel - weit ab von aller Zivilisation, ohne Eisenbahn, ohne Landstraße, ohne elektrisches Licht. Aus dem Urwalddoktor wurde ein Dschungeldoktor. Sie fanden kein Krankenhaus nach europäischen Begriffen vor, auch keinen jungen Kollegen. Es war Pioniersituation, voller Strapazen und Gefahren, aber auch voll von Freude und fröhlichem Schaffen, und für das alte Arztehepaar eine herrliche Lebenserfüllung. Ich freue mich, daß Dr. Gründler sein interessantes Leben noch zu Papier bringen konnte. Vielleicht gibt es bald keinen Urwalddoktor mehr, wo auch in Afrika und Asien alles so anders geworden ist. Marburg, Frühjahr T975Erich Schnepel Vorspiel Riechst du's? fragte ich meine Schwester. Das Bruch! sagte sie und sog die Luft ein. In ihrem Lächeln lag etwas Wehmütiges, und ich konnte sie gut verstehen, denn auch ich empfand diese Wanderung als ein Abschiednehmen. Drüben war das Oderbruch, dessen kräftiger Erdgeruch über den Strom zog und uns jetzt, als wir nach dreijähriger Abwesenheit noch einmal die Gegend durchwanderten, heimatliche Gefühle in der Nase weckte. Plötzlich nahm meine Schwester meine Hand, streckte die andere nach der rechten Seite aus, wo doch niemand ging. Da wußte ich, daß sie an Mutter dachte und an unsere nächtlichen Wanderungen über den Damm. Wenn der Vollmond über der Oder stand, kam es nämlich vor, daß Mutter nachts ihre sämtlichen Kinder aus den Betten holte, um mit ihnen zwei Stunden auf dem Damm entlangzuwandern. Wir haben das Wasser an den Buhnen rauschen hören, und damals lernten wir, die Stille der Nacht zu uns reden zu lassen. Ich glaube, daß wir ihretwegen den Strom so liebten. Zu allen Jahreszeiten übte er eine starke Anziehungskraft auf uns aus. Im Winter war seine Eisdecke manchmal so dick, daß Lastwagen mit vier Pferden darüber fuhren. Im Frühjahr, wenn das Eis riß und zu mächtigen Schollen zerbrach, daß wir es zu Haus krachen hörten, wurden strenge Gebote erlassen: Keinen Schritt über den Damm ans Ufer - wir Kleinen durften nur noch in Begleitung Erwachsener in die Nähe des Stroms dann begann Mutter schon vom Bruch drüben zu sprechen und vom Fährmann, den wir bald wieder rufen würden. Die nächste Oderbrücke war in Frankfurt, eine Stunde entfernt. Drüben im Oderbruch hatten die Preußenkönige Friedrich 1. und sein Sohn, der Große Friedrich, Flüchtlinge angesiedelt, mitunter auch frühere Sträflinge, um das Land urbar zu machen. Meine Eltern stammten vom linken Ufer, mein Vater aus Frankfurt und meine Mutter etwas weiter südlich aus Drossen, so daß wir Kinder annahmen, daß sich die frühere Besiedlung des rechten Oderufers nicht nachteilig auf unsere Erbmasse ausgewirkt hat. 1975, Hardcover/gebunden, leichte Gebrauchsspuren, 21 x 14 cm, 361g, 170, Internationaler Versand, Selbstabholung und Barzahlung, PayPal, Banküberweisung.

Daten vom 04.04.2019 21:23h
ISBN (andere Schreibweisen): 3-7893-0492-1, 978-3-7893-0492-7